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Spiel um viel. In Pokerturnieren geht es um Preisgelder, die in die Millionen gehen können.

© Tim Brakemeier/dpa

Künstliche Intelligenz: Kein Bluff: Computer schlägt Poker-Profis

Jetzt pokern die Rechner auch noch: „DeepStack“ heißt das Programm, das bei einer anspruchsvollen Poker-Variante Profi-Spieler aus dem Rennen warf.

Pokerface, Bluffen, dazu eine Portion Kartenglück: Poker ist eigentlich ein typisch „menschliches“ Spiel, in dem Intuition und psychologisches Geschick zum Sieg verhelfen und in dem auch der Zufall eine wichtige Rolle spielt. Dachte man zumindest. Jetzt hat der Computer auch dieses scheinbar so unberechenbare Kartenspiel in einer besonders komplizierten Variante „geknackt“.

Eine Gruppe professioneller Pokerspieler unterlag im Dezember 2016 erstmals bei der Poker-Variante „Heads-up no-limit Texas Hold’em“ dem Computerprogramm „DeepStack“. „Stack“ bezeichnet in der Welt des Pokers die Gesamtzahl der Chips oder Jetons, über die ein Spieler verfügt. Das DeepStack-Programm läuft auf einem einfachen Laptop-Computer.

DeepStack ist eine Kreation der kanadischen Universität Alberta, an der Forscher der Prager Karls-Universität und der Tschechischen Technischen Universität beteiligt sind. Die Computerpoker-Forschungsgruppe an der Universität Alberta besteht seit 21 Jahren, sie hat sich schrittweise an den Erfolg herangearbeitet. Im Fachblatt „Science“ berichten die Wissenschaftler über ihren Durchbruch. „Poker war eine langwierige Herausforderung für die Entwickler Künstlicher Intelligenz“, sagte der Studienleiter Michael Bowling laut einer Pressemitteilung. „Es ist das Spiel der nicht ,perfekten‘ Information schlechthin, weil die Spieler weder die gleichen Informationen noch die gleiche Perspektive teilen.“

In Medizin, Verteidigung, Wirtschaft könnte "DeepStack" nützlich sein

Bisher haben sich die Schöpfer Künstlicher Intelligenz vor allem mit Spielen beschäftigt, die „perfekte“ Information bieten, wie Schach und das asiatische Brettspiel Go. „Wir brauchen neue Methoden für die Künstliche Intelligenz, die mit jenen Fällen umgehen können, in denen die Beteiligten verschiedene Perspektiven haben“, sagte Bowling. Es gebe viele Anwendungen jenseits des Pokertisches. Etwa, wenn es um medizinische Behandlungsentscheidungen gehe, um strategische Verteidigungsplanung oder um Verhandlungen im Wirtschaftsleben.

DeepStack nutzt eine Technik namens „ständiges Lösen“ („continual re-solving“). Es betrachtet nicht das gesamte Spiel, sondern lediglich die nächsten Züge. „Jede Spielsituation ist selbst ein kleines Pokerspiel“, erläutert Bowling das Vorgehen. „Statt das ganze Spiel zu lösen, löst es Millionen dieser kleinen Pokerspiele. Jedes einzelne hilft dem Programm, seine ,Intuition‘ zu verfeinern.“ Zum „Nachdenken“ braucht DeepStack dennoch nur drei Sekunden.

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