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Kultusministerkonferenz: Ringen um rare Lehrer

Vorerst wird es keine gemeinsame Strategie der Länder gegen Abwerbung von Lehrern geben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte die Kultusminister auf, den "Schweine-Zyklus" bei der Einstellung von Lehrern zu durchbrechen.

Die Kultusminister haben sich bei ihrem Treffen in Stralsund am Donnerstag nicht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Abwerbung von Lehrern einigen können. Es solle jetzt aber eine Arbeitsgruppe auf Staatssekretärsebene gebildet werden, die den Lehrkräftebedarf für die kommenden Jahre bundeseinheitlich ermittelt, erklärte der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Donnerstag Abend. Dazu würden auch die tatsächlichen Ausbildungskapazitäten für Referendare ermittelt.

Die Kultusminister bekannten sich in einer gemeinsamen Erklärung dazu, jeweils „eine ausreichende Zahl von Lehrkräften für die eigene Unterrichtsversorgung“ anzustreben. „Eigene Anstrengungen dürfen nicht mit Blick auf Potenziale anderer Länder unterbleiben“, heißt es. Die Minister erklärten aber auch, dass die Länder sich „zum Wettbewerb im Bildungsföderalismus bekennen“. Fairer Wettbewerb bedeute jedoch auch „eine vertrauensvolle Abstimmung“ bei der Rekrutierung von Lehrern aus anderen Ländern. Programme für den Quereinstieg in den Schuldienst seien kein Ersatz für eine reguläre Lehrerausbildung, aber „ein sinnvolles Instrument zur Überbrückung personeller Engpässe.

Die Kultusminister hatten sich auf Antrag Zöllners damit beschäftigt, wie sie den Konkurrenzkampf um Junglehrer begegnen können. Zöllner hatte ursprünglich auch einen einheitlichen Rahmen für die Lehrerbesoldung durchsetzen wollen.

Nach der gestrigen Sitzung zeigte sich Zöllner zufrieden. Mit der Arbeitsgruppe könne „ zwischen den Ländern ein abgestimmtes Vorgehen erreicht werden“, sagte Zöllner. „Ich bin froh, dass nach der Euphorie eines bedingungslosen Wettbewerbsföderalismus im Bildungsbereich nun auch hier die Erkenntnis gewachsen ist, dass ein qualitätssteigernder Wettbewerb klare Regeln braucht.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte die Kultusminister auf, den „Schweine-Zyklus“ bei der Einstellung von Lehrern zu durchbrechen. „Es ist kein Naturgesetz, dass auf einen Lehrermangel eine Lehrerschwemme folgt“, sagte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Das derzeitige Problem des Lehrermangels sei „hausgemacht“. Zwischen 2003 und 2007 hätten die Länder 17 000 Lehrer weniger eingestellt, als nach Prognosen der KMK eigentlich nötig gewesen wären.

Die Kultusminister tagen noch bis zum heutigen Freitag in Stralsund. Die Minister wollten sich auch mit einem neuen Zertifikat für Förderschüler befassen. Förderschüler, die an einer Sonderschule keinen Hauptschulabschluss schaffen, sollen künftig nicht mehr als Schulabbrecher gelten, sondern ein Zertifikat erhalten, das ihren Ausbildungsstand dokumentiert. Der Sozialverband Deutschland kritisierte den Vorschlag als „diskriminierend“. Damit würde ein neuer Schulabschluss noch unterhalb des Hauptschulabschlusses geschaffen.

Erwartet wurde zudem, dass die Kultusminister den Hochschulzugang für Nicht-Abiturienten vereinheitlichen. Meister und Absolventen von Fachschulen könnten dann bundesweit eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erhalten. Tilmann Warnecke

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