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Hilfe aus dem Netz. Teil des Angebots sind Selbstlernplattformen mit Übungsaufgaben und Videos.

© Kay Herschelmann/DZLM

Lehrerfortbildung im Fach Mathematik: Zeit für neue Konzepte

Das Deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik unterstützt Lehrende, an ihren Schulen selbst Kollegen fortzubilden.

Vor wenigen Wochen haben Tausende Erstklässler ihre Einschulung gefeiert. Lesen, Schreiben, Erdkunde, Musik, Kunst und Sport stehen bei den Kindern seitdem auf dem Stundenplan. Und natürlich Mathe. Die Grundschüler tüfteln an ersten Rechenaufgaben und versuchen sich im Laufe der Zeit an Addition und Subtraktion. Spaß ist dabei nicht immer angesagt; für viele ist Mathe ein lästiges Übel, später gar ein Horrorfach. Doch oft hängen Angst und Abneigung nicht mit dem eigentlichen Lernstoff zusammen. Viele Schüler verstehen schlicht die Zusammenhänge nicht, bräuchten mehr Zeit und Unterstützung.

Hier sind gute Lehrer gefragt, die sich genau diesen Herausforderungen stellen. Herauszufinden, wie das funktionieren kann, hat sich das Deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) in Berlin zum Ziel gesetzt, die erste länderübergreifende Anlaufstelle für die Lehrerfortbildung im Fach Mathematik. Acht Universitäten sind an dem Zentrum beteiligt, darunter etwa die Humboldt-Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin und die Technische Universität Dortmund. Das Anliegen der Wissenschaftler: Sie wollen durch ihre Fortbildungen den Mathematikunterricht an den Schulen verbessern. „Hauptzielgruppe sind diejenigen Lehrkräfte, die wiederum andere Lehrerinnen und Lehrer fortbilden und beraten“, sagt Regine Brandtner vom DZLM. Die meisten kommen „per Ritterschlag“ zu ihrem Amt, neben dem Unterricht bleibt nicht viel Zeit für eigene Konzepte. Hinzu kommt: Einheitliche Qualitätsstandards und genaue Vorstellungen über die nötigen Qualifikationen für diese Zielgruppe gibt es bisher nicht.

Weil Fachkräfte fehlen, werden viele Quereinsteiger eingestellt

Hinblick auf die Sprachförderung für den Matheunterricht. In den Klassen sitzen immer mehr Flüchtlingskinder oder Schüler, die besondere sprachliche und lerntechnische Bedürfnisse haben. „Für die Lehrer ist das eine große Herausforderung“, sagt Regine Brandtner. Hinzu kommen etliche Lehrer, die zwar Mathe unterrichten, aber kein Staatsexamen haben. Sie sind also keine ausgebildeten Mathematiklehrer. Der Mangel an Fachkräften zwingt viele Schulen dazu, Lehrer aus anderen Fächern auch im Matheunterricht einzusetzen. Vor allem an den Grundschulen ist das der Fall.

Was Lehrer dagegen bräuchten, sind langfristige Fortbildungsangebote sowie mehr Zeit, um Konzepte auszuprobieren. Brandtner spricht von „professionellen Lerngemeinschaften“ und vom Sandwich-Prinzip der Qualifizierungen. Genau das bietet das Zentrum in seinen Fortbildungen an. „Das lebenslange Lernen sollte stärker unterstützt werden“, sagt Brandtner. Die Einrichtung stellt für Lehrer beispielsweise sogenannte Selbstlernplattformen zur Verfügung. Sie bekommen Zugriff auf Hintergründe, Videos, Übungen und kommentierte Schülerlösungen. Das Material soll vor allem diejenigen unterstützen, die fachfremd Mathematik unterrichten.

Seit 2011 wurden rund 2500 Lehrer mit Zusatzqualifikationen unterstützt

Die Idee für das Mathe-Zentrum kam 2008 durch das Wissenschaftsjahr in Gang. Erstmals stand damals die Mathematik im Mittelpunkt. Auch die Lehre an den Schulen bekam ihren Platz und wurde diskutiert. Schnell wurde klar, dass es Lücken gibt, denen sich Lehrer, Schuldirektoren, aber auch die Kultusministerien stellen müssen. Den Anstoß für die Initiative gaben schließlich die Ergebnisse verschiedener Studien, die zeigten, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich in Mathematik nicht gut abschnitten. Klar wurde auch: Für den Unterricht und die Schülerleistung ist die Lehrerkompetenz mit am wichtigsten. Um den Austausch zwischen Forschung und Praxis bundesweit zu fördern und Fortbildungen gemeinsam mit den Ländern weiterzuentwickeln, wurde dann das Zentrum gegründet. Seit 2011 wurden dort rund 2500 Lehrer mit Zusatzqualifikationen unterstützt. An den Tagungen des DZML nahmen mehr als 9000 Lehrkräfte und Experten teil. Finanziert wird es bis 2019 von der Telekom Stiftung, mittelfristig sollen Bund und Länder übernehmen.

Seit rund einem Jahr gibt es zudem einen Weiterbildungsstudiengang. Was sollte ein „Fortbildner“ können? Wie kann der Matheunterricht weiterentwickelt werden? In einem zweijährigen berufsbegleitenden Master können Lehrerausbilder solche Fragen vertiefen. Derzeit sind 16 Studierende aus neun Bundesländern und der Schweiz eingeschrieben.

Mehr im Internet: dzlm.de

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