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Bildung: Lehrerinnen schaden Jungen nicht

Wer ist schuld an der „Krise der Jungen“? Zwei Studien des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) widerlegen jetzt die These, dass die schlechteren Schulleistungen von Jungen durch den hohen Frauenanteil im Lehrerberuf zu erklären seien.

Es sei empirisch nicht nachgewiesen, dass das Geschlecht der Lehrkraft den schulischen Erfolg von Jungen und Mädchen beeinflusst, erklären WZB-Mitarbeiter Marcel Helbig und zwei Bildungsforscher der Universität Mannheim. Vielmehr würden etwa die Leseleistungen von Schülern beiderlei Geschlechts leiden, wenn sie vier Jahre lang in Deutsch von einem Mann unterrichtet werden.

Helbig hat anhand der Berliner Grundschulstudie „Element“ untersucht, ob sich der Anteil männlicher Lehrkräfte auf die Kompetenzen, Noten und Übergangsempfehlungen zu den weiterführenden Schulen auswirkt. Die Jungen erreichten weder beim Leseverständnis noch bei den mathematischen Kompetenzen bessere Leistungen, wenn sie überwiegend von männlichen Lehrkräften unterrichtet wurden. Ein höherer männlicher Anteil bescherte den Jungen zwar bessere Noten in Mathematik, in Deutsch jedoch nicht. Die Leseleistungen der Mädchen dagegen waren besser, wenn sie mehrheitlich von Lehrerinnen unterrichtet wurden. In Mathematik gab es bei den Schülerinnen keine signifikanten Unterschiede, die auf das Geschlecht der Lehrer zurückzuführen waren. Auch bei der Notengebung für Mädchen war in beiden Fächern kein Einfluss männlicher Lehrkräfte zu erkennen. Das gilt gleichermaßen für die Übergangsempfehlungen für Jungen und Mädchen durch Lehrkräfte beiderlei Geschlechts.

Auch die Mannheimer Studie von Helbig, Martin Neugebauer und Andreas Landmann (Uni Mannheim) fragte, ob das Geschlecht der Lehrkräfte die Jungenkrise in der Bildung erklären könne. Hier wurde die Grundschulstudie „Iglu“ der OECD ausgewertet. Wiederum zeigt sich, dass bei Kompetenzentwicklung und Noten in Mathematik, Deutsch oder Sachkunde Jungen nicht von männlichen Pädagogen profitieren und Mädchen nicht von Lehrerinnen. Der pauschale Ruf nach mehr Männern in der Schule könne sogar unbeabsichtigte Folgen haben. Diese Warnung leiten die Forscher aus der Tatsache ab, dass die Leseleistungen beider Geschlechter unter einem männlich dominierten Unterricht leiden.

Die Ursachen für die größeren Bildungserfolge der Mädchen – 2007 schafften rund 29 Prozent der Mädchen das Abitur, bei den Jungen waren es nur 21 Prozent – müssten woanders liegen, folgern die Wissenschaftler. Ein Grund könne die zunehmende Gleichberechtigung von Frauen sein: Sie müssten heute weniger Hürden überwinden und könnten ihr Potenzial besser voll entfalten – schon in der Schule.

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