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Der Berliner Germanist Steffen Martus.

© HU Berlin

Leibniz-Preise vergeben: Berliner Germanist Steffen Martus ausgezeichnet

Ein Berliner Aufklärer: Der Germanist Steffen Martus von der HU ist einer von acht neuen Leibniz-Preisträgern. Die Jury berücksichtigte dieses Mal keine Frau für den wichtigsten deutschen Wissenschaftspreis.

Originell, kritisch und ein engagierter akademischer Lehrer – der Germanist Steffen Martus von der Humboldt-Universität ist am Mittwoch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als einziger Berliner Professor in diesem Jahr mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet worden. Der Leibniz-Preis ist die begehrteste Auszeichnung des deutschen Wissenschaftsbetriebs. Der 46-jährige Martus habe sich „innerhalb von nur 15 Jahren als richtungsweisender Vertreter der Neueren deutsche Literaturwissenschaft hohe Anerkennung erworben“, loben ihn die Juroren. Mit dem Leibniz-Preis solle „zuallererst sein äußerst produktives wissenschaftliches Werk, das zeitlich wie sachlich überaus weitgespannt ist“ gewürdigt werden.

Werke über Ernst Jünger und die Brüder Grimm

Schon in seiner preisgekrönten Dissertation von 1998 habe Martus sein Fach maßgeblich befruchtet, nämlich indem er den Dichter Friedrich von Hagedorn erstmals als exemplarischen Vertreter der Aufklärung als literarischer Bewegung dargestellt und „so auf eine Neubestimmung dieser politisch wie literarisch auf die Moderne hinweisenden Umbruchepoche“ hingearbeitet habe. Seine Habilitationsschrift „Werkpolitik“ zu Klopstock, Tieck, Goethe und Stefan George nennen die Juroren „bahnbrechend“. Martus habe gezeigt, wie stark sich neue Werk- und Autortypen im 20. Jahrhundert in Abhängigkeit von kommunikativen Beziehungen herausbildeten. Seine Monografien über Ernst Jünger und die Gebrüder Grimm seien von demselben „Blick auf Autorschaft als soziologisch und historisch bedingte und zu erfassende Konstruktion“ geprägt. Martus, der 1998 an der Humboldt-Universität promoviert wurde, dort Juniorprofessor war, und nach Berufungen nach Erlangen-Nürnberg und Kiel seit 2010 wieder an der HU lehrt, falle auch durch sein Engagement in der Lehre, in der akademischen Selbstverwaltung und als Repräsentant der Germanistik in den Medien auf.

Erstmals werden nicht alle möglichen Preise ausgeschöpft

Der Leibniz-Preis ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert. Bis zu zehn Preise werden jährlich vergeben. Dieses Mal zeichnet die DFG aber nur acht Wissenschaftler aus – erstmals in der Geschichte des seit 1986 vergebenen Preises. Nur eine geringe Anzahl von Vorschlägen hätte „die höchsten Qualitätsansprüche erfüllt“, teilte die DFG mit. Alle neuen Preisträger sind Männer. DFG-Präsident Peter Strohschneider nannte das „unbefriedigend“. Er appellierte an die vorschlagsberechtigten Einrichtungen der Wissenschaft, künftig mehr herausragende Forscherinnen zu nominieren. Ab der kommenden Runde werde die DFG nur noch dann mehrere Vorschläge einer Universität oder eines Instituts berücksichtigen, wenn in gleicher Anzahl Männer und Frauen benannt werden.

Neben Martus werden zwei weitere Geisteswissenschaftler geehrt, nämlich die Historiker Friedrich Lenger (Gießen) und Hartmut Leppin (Frankfurt/M.). Lenger wird für seine sozialhistorischen Arbeiten, etwa zur Geschichte der Klassenbildung im 19. Jahrhundert gewürdigt. Der Althistoriker Leppin wiederum sei ein „weltweit herausragender Experte“ für die Spätantike und das frühe Christentum, heißt es in der Begründung. Ausgezeichnet wurden ferner der Hamburger Röntgenphysiker Henry N. Chapman und der Biophysiker Hendrik Dietz (TU München), aus der Chemie Stefan Grimme (Bonn) und Christian Hertweck (Jena) sowie der Mediziner Tobias Moser (Göttingen).

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