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Hilfe. In der Lehrerausbildung kommen Lese- und Rechenschwäche nicht vor, kritisiert der Betroffenenverband. Foto: dpa

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Leseschwäche: Was Legasthenikern hilft

Zehn Prozent der Deutschen leiden unter Leseschwäche. Doch Angebote für Schüler sind oft unseriös.

Kinder mit Lese- oder Rechenschwäche sind meist auf außerschulische Hilfe angewiesen. Eltern behalten jedoch auf dem Fördermarkt nur schwer den Überblick, beklagt der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie. Bei außerschulischen Hilfen für Kinder mit einer angeborenen Lese- oder Rechenschwäche herrsche Wildwuchs auf dem Markt.

Das breite und heterogene Angebot privater Dienstleister von Nachhilfe oder Therapie sei für Eltern verwirrend, die Anbieter verfügten oftmals nicht über die richtige Qualifikation, sagt Verbandsgeschäftsführerin Annette Höinghaus. „Es gibt viele Anbieter, die sich Lerntherapeut nennen, ohne dafür tatsächlich qualifiziert zu sein.“

In Erfurt begann am Freitag vergangener Woche ein Kongress zu Hilfen für Legastheniker und Menschen mit Rechenschwäche (Dyskalkulie). Dazu wurden bis zum Sonntag 700 Teilnehmer erwartet. Unter einer Lese-Rechtschreib- oder einer Rechenschwäche leiden nach Verbandsangaben etwa zehn Prozent der Deutschen. Jeder fünfte Betroffene kämpft mit beiden Störungen gleichzeitig. „Hinter den wohlklingenden Angeboten auf dem freien Markt verbirgt sich oft lediglich Nachhilfe, dabei benötigen betroffene Kinder gezielte und individuelle Förderung“, sagt Höinghaus. Die Berufsbezeichnung „Lerntherapeut“ sei nicht geschützt. „Jeder kann sich so nennen“, beklagte die Expertin.

Kinder mit Lese-Rechtschreib-Störung oder Rechenschwäche seien aber auf die außerschulische Förderung angewiesen, weil die Schulen ihrem Förderauftrag in den meisten Fällen nicht nachkämen. „Von Dyskalkulie Betroffene brauchen individuelle Lehrpläne und Einzelförderung, Legastheniker ebenso“, sagte die Geschäftsführerin. „Das leisten die Schulen aber meist nicht, das können sie auch nicht leisten, weil ihre Lehrpläne eben für alle Kinder gelten.“ Höinghaus sieht zudem fachliche Defizite bei den Lehrkräften. „Teilleistungsstörungen wie Legasthenie sind kein Bestandteil der Ausbildung von Grundschullehrern“, kritisiert sie. Nur die Förderschullehrer hätten das Thema in ihrem Studium kennengelernt.

Die betroffenen Kinder gehören aber keineswegs in eine Förderschule, betont Höinghaus. Sie seien ja nicht weniger begabt als andere. Eltern betroffener Kinder rät Höinghaus, Förderangebote privater Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen. „Manche wiederholen einfach nur den Schulstoff oder setzen die Kinder mit einem Lernspiel vor den Computer“, sagte sie. „Das ist Unfug.“

Vorsicht sei auch geboten, wenn Nachhilfeinstitute Lernerfolge versprechen. „Wenn ein Anbieter damit wirbt, dass in einem halben Jahr die Störung beseitigt sei, ist das schlicht unseriös.“ Auch Gruppentherapien für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche sieht der Verband skeptisch. „Eltern sollten unbedingt auf Einzelförderung achten.“ Katrin Zeiß/dpa

Katrin Zeiß, dpa

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