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Max Laue: Er hielt Berlin die Treue

Vor 50 Jahren starb Max von Laue. Der Physiker wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der Schlüsselfiguren beim Wiederaufbau deutscher Wissenschaftseinrichtungen.

„Wenn Berlin ruft, sagt man nicht Nein!“ Dieses Diktum kennzeichnet die Haltung eines Mannes, für den die Stadt und ihre Wissenschaft zur Heimat wurden. Als Sohn eines hohen Militärbeamten wurde Max von Laue am 7. Oktober 1879 in Pfaffendorf bei Koblenz geboren und verlebte Kindheit und Jugend in Garnisonsstädten des Deutschen Reiches. Als Zwölfjähriger kam er so auch nach Berlin, wo der Heranwachsende in den Räumen der „Urania“ von den physikalischen Demonstrationsexperimenten derart in den Bann gezogen wurde, dass dies zum Anstoß für eine lebenslange Beschäftigung mit den Naturwissenschaften wurde.

Max von Laue begann 1898 Physik in Straßburg zu studieren, fünf Jahre später führte er sein Studium aber in Berlin zum glänzenden Abschluss. An der Berliner Universität promovierte er nicht nur, sondern habilitierte sich dort auch 1906 und wirkte anschließend für drei Jahre an der Seite seines Doktorvaters Max Planck als Assistent. Im Begründer der Quantentheorie fand von Laue nicht nur einen einflussreichen Mentor, sondern beide begründeten in dieser Zeit auch eine lebenslange enge Freundschaft.

1909 ging von Laue als Privatdozent an die Münchner Universität. Dort gelang ihm im Frühsommer 1912 gemeinsam mit seinen Kollegen Walter Friedrich und Paul Knipping sein größter Durchbruch: die Entdeckung der Röntgenstrahlinterferenzen an Kristallen. Diese epochale Erkenntnis zeigte, dass Röntgenstrahlen eine kurzwellige elektromagnetische Strahlung sind und Kristalle aus regelmäßig angeordneten Atomen bestehen.

Damit wurde eine neue Ära der Atomforschung eröffnet, da man nun erstmals tief in das Gebäude der Atome und Kristalle hineinsehen konnte. Aufnahmen von Röntgenstrahlinterferenzen stellen heute ein unentbehrliches Hilfsmittel in fast allen Gebieten von Naturwissenschaft, Technik und Medizin dar und haben unsere Vorstellungen vom Aufbau der Materie maßgeblich beeinflusst. Die Entdeckung machte Laue weltberühmt und ließ ihn 1914 zu einem der jüngsten Physik-Nobelpreisträger werden. Noch im Entdeckungsjahr berief ihn die Universität Zürich zum Professor für theoretische Physik, 1914 ging er an die neu gegründete Universität in Frankfurt am Main. 1919 gelang es Laue schließlich, nach Berlin an die Seite seines Lehrers Max Planck zurückzukehren.

Laue bewies Standhaftigkeit und Zivilcourage während der NS-Zeit

Bis zu seiner Emeritierung wirkte er nun an der Universität. 1920 wählte ihn die Akademie zu ihrem Mitglied, 1921 wurde er stellvertretender Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik und, nachdem sich Einstein in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre zunehmend von der Leitung des Instituts zurückzog, faktisch dessen amtierender Direktor.

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, gehörte Max von Laue zu den wenigen Gelehrten, die sich nicht den politischen Zeitumständen anpassten. Er bewies Standhaftigkeit und Zivilcourage gegenüber den neuen Machthabern. So trat er in der Akademie offen für den verfemten Einstein ein, half wiederholt verfolgten und in die Emigration gezwungenen Kollegen oder stand seinem jüdischen Freund und Kollegen Arnold Berliner bis zu dessen Freitod in menschlicher Solidarität zur Seite.

Nach dem Untergang des „Dritten Reiches“ machten Laues wissenschaftliche Reputation und seine untadlige Vergangenheit ihn zu einer der Schlüsselfiguren beim Wiederaufbau deutscher Wissenschaftseinrichtungen und der Wiederaufnahme internationaler Kontakte. Auch Berlin, wohin er 1951 als Direktor des traditionsreichen Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Chemie zurückgekehrt war, profitierte nachhaltig davon. Am 24. April 1960 starb Max von Laue in Berlin.

Heute veranstaltet die Physikalische Gesellschaft zu Berlin ein Gedenkkolloquium und eine Gedenkveranstaltung zum 50. Todestages Max von Laues in der TU Berlin und im Institut Berlin der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt, Beginn 16 und 18 Uhr (www.pgzb.tu-berlin.de).

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