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MEDIKAMENTE GEGEN DIE ZUCKERKRANKHEIT: Mehr Schaden als Nutzen? Diabetes-Mittel nicht mehr verordnungsfähig

Insulin sorgt dafür, dass der Energiespender Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen gelangt. Bei einem Typ-2-Diabetes reicht die in das Blut abgegebene Menge des Hormons Insulin nicht aus, oder es kann nicht ausreichend genutzt werden.

Insulin sorgt dafür, dass der Energiespender Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen gelangt. Bei einem Typ-2-Diabetes reicht die in das Blut abgegebene Menge des Hormons Insulin nicht aus, oder es kann nicht ausreichend genutzt werden. Viele Typ-2-Diabetiker bekommen ihren deshalb erhöhten Blutzucker in den Griff, indem sie abnehmen und sich mehr bewegen. Und nicht alle, die Medikamente brauchen, müssen auch Insulin spritzen. Zu den Mitteln, die eingenommen werden können, gehören Metformin. Es verringert die Menge an Glukose, die vom Körper hergestellt wird. Sulfonylharnstoffe helfen der Bauchspeicheldrüse, mehr Insulin zu bilden.

SENSIBEL FÜR INSULIN

Glitazone bewirken, dass die Zellen besser auf das Insulin reagieren und senken dadurch den Blutzucker. Sie werden deshalb auch als „Insulin-Sensibilisierer“ bezeichnet. Schon bisher wurden sie allenfalls in Kombination mit anderen Medikamenten verordnet. Gerade hat der Gemeinsame Bundesausschuss beschlossen, dass Ärzte sie von Oktober an nur noch in Einzelfällen zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verschreiben dürfen. Der Ausschuss stützt sich dabei auf das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln. Es fand keine Belege dafür, dass die Mittel langfristig gegenüber anderen einen zusätzlichen Nutzen bringen. Als Maßstab galten dabei verhinderte Todesfälle, Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Augen- und Nierenschäden, wie sie entstehen, wenn der Diabetes die Gefäße angreift. Stattdessen drohe sogar Schaden für Herz und Knochen.

DRUCK AUF FORSCHER

„Wir sind der Auffassung, dass Patienten sowohl vor nutzlosen als auch besonders vor schädlichen Therapien geschützt werden müssen“, sagte Rainer Hess, Vorsitzender des gemeinsamen Bundesausschusses. Die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA hat für Mitte Juli sogar die Frage auf die Tagesordnung gestellt, ob die Substanz Rosiglitazon (Handelsname „Avandia“) ganz vom Markt genommen werden sollte. Eine Auswertung von über 200 000 Versichertendaten, veröffentlicht im Fachblatt „Jama“, wird die Wächterorganisation in dieser Sicht bestärken. Dort zeigte sich, dass unter dem Mittel mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte vorkamen als unter der konkurrierenden Substanz Pioglitazon („Actos“). Seit Jahren steht der Avandia-Hersteller GSK im Verdacht, Negativergebnisse zurückzuhalten und Druck auf kritische Wissenschaftler auszuüben. Wie das Magazin „Nature“ berichtet, soll das Unternehmen nun versucht haben, die Veröffentlichung der neuen Studie durch gezielte Indiskretionen zu verhindern. aml

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