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Meeresforschung: Schwärmerei vor den Kapverden

Forschungsschiffe oder Messtationen in Ozeanen können nur an einzelnen Punkten Umweltdaten sammeln. Ein Schwarm von Unterwasserrobotern hingegen kann auch größere Gebiete überwachen.

Seit Jahrzehnten sind Wissenschaftler auf den Ozeanen unterwegs, aber noch immer sind ihnen große Teile der Meere unbekannt. Das liegt unter anderem daran, dass von Forschungsschiffen oder Messstationen aus nur die Umweltbedingungen an einzelnen Punkten erfasst werden. Mit einem Unterwasserroboter hingegen können größere Gebiete erkundet werden. Setzt man statt einem einzelnen Roboter mehrere Tauchgeräte ein, wäre die Datenerhebung deutlich umfangreicher. Genau das plant ein Team um Torsten Kanzow vom Ifm-Geomar in Kiel.

In den nächsten Tagen wollen sie sechs „Gleiter“ vor den Kapverdischen Inseln im Atlantik erstmals im Schwarm auf Forschunsgreise schicken. Die knallgelben Geräte werden Temperatur, Salz-, Sauerstoff- und Chlorophyllgehalt sowie die Trübung des Meerwassers messen. Die Forscher erhoffen sich davon neue Erkenntnisse über die Wirkung von Strömungen, Salzgehalt und Temperatur auf das pflanzliche Leben im Wasser.

Die wie Torpedos anmutenden, mit Flügeln versehenen Geräte bewegen sich selbstständig und kommen ohne Propeller oder Turbinen aus. Stattdessen ändern sie ihre Dichte und können so nach unten oder oben tauchen. Das geschieht mithilfe einer kleinen Gummiblase, die mit Öl aus dem Inneren der Röhre gefüllt oder entleert wird. Das Gewicht bleibt dabei gleich, aber das Volumen ändert sich. Ist die Blase zum Beispiel leer, also das Volumen klein, ist die Dichte des Gleiters relativ groß, er ist „schwerer“ und sinkt langsam ab. Zudem kann der Schwerpunkt dank eines verschiebbaren Batteriepakets nach vorne verlagert werden, um das Abtauchen zu beschleunigen. Der Roboter kann auch seine Richtung verändern, indem er die Heckflosse verstellt. Die Expeditionen sollen bis zu 1000 Meter tief gehen und vier Stunden dauern.

Zum Auftauchen wird einfach wieder Öl in die Blase gepumt, um die Dichte zu verringern, und der Schwerpunkt nach hinten verlagert. Ist der Gleiter an der Oberfläche angekommen, nimmt er per Satellit Kontakt zu den Forschern auf und sendet eine Auswahl der gesammelten Messdaten. Gleichzeitig bestimmt er seine Position und berechnet so die Aufnahmeorte der Daten, zudem können die Forscher neue Befehle senden. Die Roboter verbrauchen im Schnitt nur drei Watt Energie – so viel wie eine normale Taschenlampe, nennt Johannes Karstensen vom Ifm-Geomar einen wesentlichen Vorteil. Zudem sind sie nicht so anfällig für den Befall von Kleintieren und Algen wie stationäre Messgeräte. „Sie fahren durch verschiedene Wassertiefen, keines der Lebewesen würde so große Druckunterschiede überleben.“ Carolin Holzbaur

Carolin Holzbaur

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