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Mehr Streit ums Lehrerstudium: Mehr Mathe und Deutsch für Berliner Kunst- und Musiklehrer

Die UdK kritisiert die Pläne für das neue Berliner Lehrerstudium. Sie sieht die Entwicklung der Künstlerpersönlichkeit durch das Praxissemester gefährdet

Was muss eine Kunst- oder Musiklehrerin können? Darüber gehen die Ansichten der Universität der Künste (UdK) und des Berliner Senats auseinander. Die UdK befürchtet, dass die Künstler unter die Räder der geplanten neuen Lehrerausbildung geraten. „Der Wert von Kunst und Musik wird nicht reflektiert“, sagt UdK-Präsident Martin Rennert.

Die meisten zukünftigen Lehramtsstudierenden dürften sich über das geplante neue Praxissemester freuen. Aber an der UdK sieht man es sehr kritisch: „In derjenigen Phase, in der die künstlerische Entwicklung kulminiert, wird sie ein halbes Jahr lang unterbrochen“, sagt Martin Rennert, der Präsident der UdK. Vorgesehen ist das Halbjahr in der Schule im dritten Mastersemester. Danach sollten die Studierenden schnell noch ein halbes Jahr bis zum Abschluss „künstlerisch tätig werden“, kritisiert Rennert. So könne man mit „Künstlerpersönlichkeiten“ nicht umgehen.

Ein früheres Praxissemester wäre sinnvoll, sagt auch Dietmut Ophardt, Geschäftsführerin des Zentrums für Lehrerbildung an der FU. Allerdings sei das organisatorisch unmöglich. Die Schulen hätten das zweite Mastersemester abgelehnt, weil es in ihre heiße Prüfungsphase im Frühjahr fällt. Das erste Mastersemester komme auch nicht infrage: Die Plätze für das Praktikum müssten dann schon im Bachelor vergeben werden, noch vor der zum Teil komplizierten Zulassung zum Master. Im Bachelor kann es ebenfalls kein Praxissemester geben: Nach Beschlüssen der Kultusministerkonferenz muss auch der Lehrer-Bachelor ein Mindestmaß an Offenheit in verschiedene Berufsfelder und Masterstudiengänge bieten, darf also wie bisher nicht zu viel Pädagogik enthalten. Geplant ist nun, den Studierenden schon im Orientierungspraktikum im Bachelor kleine Unterrichtsversuche zu erlauben.

Kritisch sieht die UdK auch, dass alle angehenden Grundschullehrer fortan deutlich mehr Deutsch und Mathematik studieren sollen. Vorgesehen ist das Dreifache des Umfangs, den diese Fächer als „Lernbereiche“ bislang haben. Kunst- und Musik-Studierende würden dadurch zu sehr belastet, sagt Rennert. Und Kunst und Musik gerieten ins Hintertreffen.

Zwar habe die Senatsverwaltung „sich sehr bemüht“, die Kritik der UdK zu berücksichtigen. Doch das gegenüber früheren Planungen nun wieder höhere Gewicht von Kunst und Musik im Studium ergebe sich erst durch ein „Sammelsurium aus Quellen“. Die Senatsverwaltung teilt mit, Details würden über die Rechtsverordnung bekannt, an der noch gearbeitet werde. Musik und Kunst blieben aber in ihrem bisherigen Umfang erhalten. Dies gelingt, weil für alle Grundschulpädagogen ein Wahlbereich „fach- und professionsbezogene Ergänzung“ vorgesehen ist – für die Musik- und Kunstlehrer ist dies die schon als Lernbereich existierende „musisch-ästhetische Erziehung“.

Sicher ist, dass das Studium anspruchsvoll wird. Gerade Kunststudierende, die einen schnellen Quereinstieg in das krisenresistente Lehramt wünschen, stehen dann vor neuen Herausforderungen. Wann das Lehrerbildungsgesetz beschlossen wird, ist unklar. Die Koalition streitet über den „Einheitslehrer“. Anja Kühne

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