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Wissen: Milchstraße schlägt Blasen

35 000 Hobbyforscher suchen die Galaxie ab.

Ungestüme Sterne verleihen der Milchstraße eine gewisse Ähnlichkeit mit schäumender Brause. Dieses Bild ergibt sich aus der Arbeit mehrerer tausend Amateurastronomen. In einem Internetprojekt fanden sie über 5000 blasenförmige Hohlräume, die junge stellare Hitzköpfe in der dünnen interstellaren Materie der Galaxis geformt haben.

„Diese Entdeckung lässt uns vermuten, dass die Milchstraße in puncto Sternentstehung eine sehr viel aktivere Galaxie ist, als bislang gedacht“, erklärt Eli Bressert von der Europäischen Südsternwarte in Garching und der Universität Exeter, einer der an dem Projekt beteiligten hauptberuflichen Forscher.

Durch die Milchstraße ziehen sich immense Schwaden aus Gas und Staub, in denen neue Sterne entstehen. Mit ihrer intensiven Strahlung und ihrem Wind aus geladenen Teilchen bringen sie das umgebende Material zum Glimmen und fegen es zugleich hinweg, so dass sich um sie herum große Hohlräume bilden. Im „Milky Way Project“ konnten die Forscher um Robert Smith von der Universität Oxford nun mehr als 35 000 Freiwillige für eine umfassende Kartierung dieser galaktischen Blasen gewinnen.

Auf einer Webseite präsentierten sie dazu Infrarotaufnahmen des Weltraumteleskops „Spitzer“, auf denen die Teilnehmer alle kreis- oder ellipsenförmigen Strukturen markieren konnten. Die Auswertung enthüllte nicht weniger als 5106 Blasen unterschiedlicher Größe, gut zehnmal so viel wie frühere Erfassungen durch jeweils eine Handvoll Experten geliefert hatten. Deren Funde sind in der neuen Liste zum größten Teil ebenfalls enthalten, berichten Smith, Bressert und Kollegen demnächst in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“.

Die Astronomen wollen herausfinden, wie häufig das Zusammenfegen interstellaren Materials am Rand der Blasen die Bildung weiterer Sterne auslöst. Tatsächlich ergab die Kartierung durch die Hobbyforscher, dass etwa ein Drittel aller galaktischen Blasen direkt an andere, größere Blasen angrenzt. Kaskaden der Sternentstehung scheinen in der Milchstraße demnach keine Seltenheit zu sein. JKM

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