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Weitgereist. Chiara Enderle (vorne), Andrei Ionijh, Ildikó Szabó

© Johannes Bock

Mit dem Cello auf der Bühne: Meisterhaft: Aus Berlin in die Welt

Die UdK-Cellisten sind bei internationalen Wettbewerben ganz vorne mit dabei.

Gerade kommt er zurück aus Russland, und das Glück ist ihm noch anzusehen: Der Violoncellist und UdK-Student Andrei Ionijh hat den diesjährigen Tschaikowsky-Wettbewerb gewonnen. Die mit 30 000 US-Dollar dotierte Auszeichnung verhalf Cellisten wie David Geringas oder Boris Pergamentschikow zu Weltruhm. Was genau dieser Preis nun für den 21-jährigen Andrei bedeutet, wird man sehen.

Auch seine Kommilitoninnen Chiara Enderle und Ildikó Szabó sind erfolgreich in der Welt unterwegs. Alle drei studieren Violoncello an der UdK Berlin in der Klasse von Jens Peter Maintz und kamen für ihr Studium in die Hauptstadt: „Gerade an unserer Hochschule gibt es großartige Cellisten, das ist sehr inspirierend“, betont Chiara, die aus Zürich stammt. Andrei, der in Rumänien aufgewachsen ist, berichtet: „Man fühlt sich hier sehr frei im Studium. Und es gibt immer eine Möglichkeit aufzutreten. Beides schätze ich sehr.“

Studienalltag kennen Chiara, Andrei und Ildikó allerdings kaum. Stattdessen sind sie nahezu die Hälfte des Monats mit ihrem Violoncello unterwegs: zu Konzerten, Meisterkursen und, vor allem, zu Wettbewerben. Alle drei erspielten bereits wichtige internationale Preise – wie eben zuletzt Andrei beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Russland. Auch Ildikó und Chiara hatten an diesem Wettbewerb teilgenommen, der alle vier Jahre in den Kategorien Klavier, Violine, Gesang und Violoncello ausgetragen wird und zu den renommiertesten der Welt gehört. „Seit ich klein war, habe ich davon geträumt, zum Tschaikowsky-Wettbewerb zu fahren“, schwärmt Ildikó. „Er ist eine Olympiade für Musiker.“

Wettbewerbsprogramm als musikalischer Marathon

Und so gleicht das Wettbewerbsprogramm einem musikalischen Marathon: Auf Grundlage von Bewerbungsvideos wurden 50 Cellisten zu einer Vorrunde nach Moskau eingeladen; 25 reisten weiter nach St. Petersburg, um in drei Runden anzutreten. Solistische Vorträge gehörten ebenso zum Repertoire wie Konzerte mit Orchestern, die vor Publikum stattfanden und per Livestream in die Welt übertragen wurden. Auch Andreis Begleiterin, die ehemalige UdK-Studentin Naoko Sonoda, war erfolgreich: Sie hat den Preis für die beste Klavierbegleitung im Fach Violoncello erhalten.

Nervosität und Leistungsdruck scheinen bei Wettbewerben vorprogrammiert, doch Chiara zeigt sich gelassen: „Natürlich bin ich immer etwas nervös, aber starkes Konkurrenzdenken erlebe ich bei Cellisten eher selten. Wettbewerbe habe ich immer auch als eine freundliche Sache empfunden.“

Trotz allem Erfolg sind sich Chiara, Ildikó und Andrei einig: Am wichtigsten ist ihnen dieser Moment auf der Bühne, in dem sie eine Verbindung zum Publikum spüren können. Andrei bringt es auf den Punkt: „Mir bedeutet es am meisten, den Leuten Freude zu bringen. Wenn jemand mit Tränen in den Augen nach dem Konzert zu mir kommt – was braucht man mehr?“

Stephanie Frauenkron

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