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Behütet in der Kleinfamilie. Gibbon-Affen sind monogam.

© picture alliance, dpa

Monogamie bei Primaten: Einehe schützt vor Kindstötungen

Ein fester Partner verringert unter Primaten die Gefahr von Kindstötungen durch Männchen der eigenen Gruppe. Erst später ging es auch um die Versorgung des Nachwuchses und Schutz, sagen britische Forscher.

Nicht nur Vögel leben in sozialer Monogamie. Dabei kümmern sich Vater und Mutter gemeinsam um den Nachwuchs, was Seitensprünge beider Partner aber nicht ausschließt. Unter den Säugetieren findet sich eine monogame Lebensform eher selten. Am häufigsten hat sie sich bei Primaten entwickelt – bei einigen Arten von Halbaffen und Affen sowie beim Menschen. Britische Biologen haben jetzt die treibende Kraft der Evolution ermittelt, die zur Entwicklung von sozialer Monogamie bei Primaten geführt hat.

Ausschlaggebend ist demnach, dass ein fester Partner der Mutter das Risiko von Kindstötungen durch Männchen der eigenen Gruppe verringern kann. Andere Faktoren wie die Unterstützung des Vaters bei der Versorgung der Jungen sowie Schutz und Bewachung der Partnerin haben sich erst später entwickelt und die Monogamie lediglich stabilisiert. Die Paarbildung verkürzte auch die Stillzeit, ermöglichte also mehr Schwangerschaften, was den Fortpflanzungserfolg zusätzlich steigerte, schreiben die Forscher im Fachjournal „PNAS“.

„Wir haben erstmals die Theorien zur Evolution der Monogamie systematisch geprüft und klar gezeigt, dass Kindstötungen die Entwicklung zur Monogamie angetrieben haben“, sagt der Erstautor Christopher Opie vom University College London. Sein Forscherteam sammelte Daten über Sexualverhalten und Lebensweise von 230 Primatenarten, die in einer Art Stammbaum angeordnet wurden.

Das Ziel: Der Nachwuchs soll überleben

Die Wissenschaftler suchten nach Zusammenhängen zwischen einer monogamen Lebensweise und Merkmalen, die deren Entwicklung ausgelöst haben könnten. Das war die gemeinsame Versorgung des Nachwuchses, wodurch sich die Überlebenschancen der Kinder erhöhen. Ein anderer Faktor war die Bewachung des Weibchens, um deren Paarung mit anderen Männchen zu verhindern. Und schließlich wurde für jede Primatenart das Risiko von Kindstötungen registriert, das sich bei Monogamie verringert.

Zwar war jedes der drei Merkmale mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für feste Paarbindungen gekoppelt. Aber berücksichtigte man die zeitliche Abfolge ihres Auftretens im Lauf der Evolution, stellte sich heraus, dass nur die sinkende Häufigkeit von Kindstötungen als Ursache für die Verbreitung der Monogamie infrage kommt. Väterliche Mithilfe bei der Betreuung der Kinder und die Abwehr männlicher Rivalen entwickelten sich erst als Folge der monogamen Lebensweise und begünstigten sie nachträglich.

Auch die Stillzeit verkürzte sich dann durch die Aufgabenteilung. So konnten die Weibchen schneller wieder schwanger werden, was die Gesamtkinderzahl erhöhte. Soziale Monogamie bei gleichzeitig hoher Rate von Kindstötungen sei offenbar ein instabiler Zustand, wohingegen Monogamie und geringes Risiko von Kindstötungen einen stabilen Zustand in der Evolution der Arten verkörpere, schreiben die Forscher.

„Diese Studie ermöglicht uns einen Blick zurück in unsere evolutionäre Vergangenheit und lässt uns die Faktoren verstehen, die für die Menschwerdung wichtig waren“, sagt die Mitautorin Susanne Shultz von der Universität Manchester.

Joachim Czichos

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