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Geschafft. Nur wenige Bewerber bekommen einen Platz an der UdK.

© promo

Musicalausbildung: Belächelt, aber beliebt

Seit 20 Jahren bildet die UdK neue Stars für Musicals und Shows aus. Die Zahl der Interessenten ist inzwischen weit größer als die der freien Plätze.

Ein großer heller Raum mit verspiegelten Wänden. Zwölf junge Frauen und Männer warten auf ihren Einsatz. Immer wieder singt jemand die Tonleiter rauf und runter, ein anderer sitzt am Klavier und spielt eine lustige Melodie. Dann klatscht die Kursleiterin laut in die Hände und ruft mit amerikanischen Akzent: „Auf geht’s Leute!“ Die Anwesenden stellen sich auf und beginnen zu tanzen: Alltag im Studiengang „Musical and Show“ an der UdK-Berlin, der in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert.

Die Zahl der Interessenten ist inzwischen weit größer als die der freien Plätze. 330 Bewerber hat es in diesem Jahr gegeben. Bei einer Vorauswahl wurden 30 von ihnen zu einem zweitägigen Intensiv-Workshop eingeladen. Doch gereicht hat es am Ende nur für diese zwölf. Sie haben vier Jahre Zeit, um ihre Kunst zu erlernen. Leidenschaftlich singen sie in ihre „Haarbürsten-Mikros“, üben, den Funken aufs Publikum überspringen zu lassen.

Katja Berg beherrscht das bereits. Nachdem sie das Studium an der UdK vor zehn Jahren abgeschlossen hatte, ging es steil bergauf. Sie gewann den „Musical Bundeswettbewerb Gesang“ und ist seitdem in Hauptrollen bekannter Musicals wie „Hair“, „Mamma Mia“ „Tanz der Vampire“ und „We will rock you“ zu sehen. Ein weiterer Absolvent ergatterte sogar eine Rolle in „Grease“ und zwar dort, wo sie alle hinwollen, in New York.

An ihre Aufnahmeprüfung kann sich Katja Berg noch sehr gut erinnern: „Ich war so nervös, dass ich in der U-Bahn meinen Requisitenkorb habe stehen lassen, den ich für meine Vorsprech-Szene aus ,My Fair Lady’ brauchte.“ Stanley Walden, neben Peter Kock einer der beiden Gründer des Studiengangs, half ihr: „‚Katja, wenn du fest daran glaubst, dass du einen Korb in der Hand hast, dann glauben wir dir auch!’“ Katja Berg bekam einen der zwölf Studienplätze und „platzte vor Stolz“.

Die Absolventen des Studiengangs sind begehrt, schon während des Studiums stehen die meisten von ihnen auf der Bühne. Manche von ihnen schlagen später auch einen anderen Weg ein und machen eine Karriere als Regisseur oder Komponist. Über 100 Preise hat der Studiengang schon gewonnen. Trotzdem muss Peter Kock, der den Studiengang noch immer leitet, um Anerkennung kämpfen, auch innerhalb der Universität: „Musical wird im Gegensatz zum klassischen Schauspiel oder Gesang häufig belächelt.“ Und selbst die Stars des Musicals sind in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Das tut der Nachfrage nach dem Studium keinen Abbruch. Neben dem Studiengang an der UdK, damals der erste seiner Art, sind in Deutschland andere Ausbildungsstätten entstanden. Katja Berg jedenfalls schwört auf die UdK. Die Studierenden seien gezwungen worden, über sich selbst zu reflektieren, Risiken einzugehen und eigene Grenzen auszutesten – die beste Vorbereitung auf die Welt draußen.

Den 318 Bewerbern, die es in diesem Jahr nicht an die UdK geschafft haben, macht Kock dennoch Mut: „Es gibt immer wieder Leute, die wir nicht aufgenommen haben, die dann trotzdem ihren Weg gegangen und heute sehr erfolgreich sind. Also nicht gleich bei der ersten Enttäuschung aufgeben.“ Diana Ringelsiep

Diana Ringelsiep

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