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Schutzschirm. Größen der Wissenschaft stellten sich in der Plagiatsaffäre hinter Schavan - und gegen ihre Universität.

© AFP

Nach dem Urteil gegen Annette Schavan: "Kniefall" vor der Uni Düsseldorf erwartet

Nach dem Schavan-Urteil fordern Politiker und Wissenschaftler Schavans Unterstützer auf, endlich das Verfahren der Uni Düsseldorf anzuerkennen. Ein Plagiatsexperte erwartet sogar einen "Kniefall" vor der Uni.

Wissenschaftler und Politiker haben Kritiker der Universität Düsseldorf aufgefordert, das Plagiatsverfahren gegen Annette Schavan als korrekt anzuerkennen. Die CDU-Politikerin und ehemalige Bundesbildungsministerin war am Donnerstag mit ihrer Klage gegen die Universität Düsseldorf gescheitert. Das Gericht bestätigte das Urteil der Philosophischen Fakultät über Schavans Dissertation aus dem Jahr 1980, auf Grund dessen ihr die Universität im Februar 2013 den Doktortitel entzogen hatte. Die Verwaltungsrichter erkannten ebenfalls einen "gravierenden Verstoß gegen die wissenschaftliche Redlichkeit".

"Die Allianz hat falsch gelegen"

Die Allianz habe mit ihrer Attacke gegen die Hochschule „ganz offensichtlich falsch gelegen“, sagte Michael Hartmann, Soziologe und Elitenforscher an der TU Darmstadt. Was damals "schlicht und einfach eine Verteidigung Schavans aus wissenschaftspolitischen Überlegungen heraus" gewesen sei, müsse jetzt zurückgenommen werden. Hartmann forderte die Allianz der Wissenschaftsorganisationen auch auf "sich für ihre massive Kritik bei der Universität Düsseldorf zu entschuldigen". Die Spitzen der zehn großen Forschungsorganisationen, die in der "Allianz" zusammengeschlossen sind, hatten der Universität Düsseldorf im Januar 2013 Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis vorgeworfen.

Ernst Dieter Rossmann, Bildungsexperte der SPD-Fraktion im Bundestag, erinnerte an die "nicht immer von Sachkunde getragenen und zum Teil sehr einseitigen Vorhaltungen und Angriffe gegen das Prüfungsverfahren und die beteiligten Akteure an der Uni Düsseldorf", die mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts nunmehr widerlegt seien.

Kritiker warfen der Uni eine "Hetzjagd" auf Schavan vor

Neben der Allianz hatten auch andere Schavan-Unterstützer hatten das Bild einer schlampig und unprofessionell agierenden Fakultät gezeichnet. Jürgen Zöllner, früher Wissenschaftssenator in Berlin, warf der Uni vor, sie habe Grundsätze der Wissenschaft "vermutlich vorsätzlich und systematisch, missachtet". Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität, erklärte kurz nach dem Urteil der Fakultät vor einem Jahr, die Aberkennung des Doktortitels sei "auf der gegenwärtigen Verfahrensgrundlage" "nicht gerechtfertigt". Die Uni Düsseldorf habe es "an der nötigen Tiefe" fehlen lassen. Ähnlich äußerte Olbertz sich noch einmal am Vortag des Verfahrens am Verwaltungsgericht, in dem das Vorgehen der Universität dann in vollem Umfang rehabilitiert werden sollte. Ernst-Ludwig Winnacker, früher Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, warf der Uni sogar vor, eine "Hetzjagd" auf Schavan zu betreiben.

"Die Anwürfe gegen die Uni waren ungeheuerlich"

Der Münchner Jura-Professor und Plagiatsexperte Volker Rieble erwartet nun "einen Kniefall" der früheren Kritiker vor der Uni Düsseldorf. Die Anwürfe gegen die Hochschule seien "ungeheuerlich" gewesen: "Man hat viel Schmutz auf die Universität und die Fakultät geworfen, um sie zu diskreditieren und Schavan Schützenhilfe zu leisten." Dabei sei es zum Beispiel schon immer "Quatsch" gewesen, für die Rücknahme der Dissertation einen externen Gutachter zu bestellen, wie es Schavan immer gefordert hatte. In der scientific community ist auch die Rede von einem "Gesichtsverlust" der Allianz. Diese wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

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