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Nachweis: Neandertaler trugen Make-up und Schmuck

Der Neandertaler war dem modernen Menschen kulturell offenbar näher als vielfach angenommen.

Dass der Neandertaler so etwas wie der grobe, leicht dümmliche Bruder des Homo sapiens sapiens war, ist eines der gängigen Klischees über die Verwandtschaft des Menschen – und auch bei einigen Forschern immer noch verbreitet. So wurden Funde von Grabbeigaben oder Ornamenten meist durch „Nachahmen ohne Verstehen“ erklärt oder direkt dem modernen Menschen zugerechnet.

Nun aber hat ein Forscherteam um Joao Zilhao von der Universität Bristol herausgefunden, dass Neandertaler vor 50.000 Jahren, 10.000 Jahre bevor der moderne Mensch nach Europa kam, sogar Kosmetika und Schmuck nutzten. „Das ist ein klarer Hinweis für symbolisches Denken und modernes Verhalten“, sagt Zilhao.

Die Wissenschaftler untersuchten unter anderem Muschelschalen von Neandertalerfundorten im Südosten Spaniens. Einige der Schalen waren bemalt. In einer konnten sie Reste eines rötlichen Farbstoffes nachweisen, der offenbar aus verschiedenen Mineralien gemischt wurde. Außerdem fanden sie ein gelbes Mineral, das auch im Alten Ägypten als Kosmetikum benutzt wurde. Dieses Mineral käme an dem Fundort natürlich nicht vor, schreiben die Forscher im Fachmagazin „PNAS“.

Damit ist ihrer Meinung nach auch eine andere weit verbreitete These hinfällig: Dass der Mensch den Neandertaler deshalb überlebte, weil er ihm kulturell überlegen war. Zilhao: „Wir sollten akzeptieren, dass der moderne Mensch und der Neandertaler das gleiche Level von Kultur erreicht hatten, als sie in Europa aufeinandertrafen.“ 

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