zum Hauptinhalt
Eingebaute Klimaanlage. Die bucklige Nase hilft den Saiga-Antilopen, Atemluft anzuwärmen und abzukühlen. So kommt sie im extremen Wetter der Steppe zurecht.

© dpa

Naturschutz: Umwege für Antilopen

Immer mehr Schienen und Straßen durchschneiden die Steppen Zentralasiens und erschweren den dort lebenden Wildtieren ihre Wanderungen. Ein Aktionsplan umreißt nun einen Kompromiss für Mensch und Tier.

Antilopen, Wildesel, Gazellen und Wildkamele sollen künftig wieder leichter durch Zentralasien ziehen können. Regierungsvertreter und Experten aus der Mongolei, Kasachstan, Kirgistan und Deutschland haben sich bei einer Tagung auf der Ostseeinsel Vilm auf einen entsprechenden Schutzplan geeinigt. Wanderungen sind für die Tiere überlebenswichtig, Nur so können sie den für Zentralasien typischen extremen Witterungsereignissen ausweichen und die besten Weidegründe erreichen.

In Zentralasien gibt es die größten zusammenhängenden Graslandökosysteme und Steppen weltweit. „Aber die mit dem Ausbau von Gas- und Ölförderung sowie Kohle-,Gold- und Kupferabbau einhergehende Infrastruktur wie Schienen und Straßen zerschneidet die Gebiete und hindert die Tiere an den Wanderungen“, sagte Christiane Röttger vom Sekretariat der Bonner Konvention für wandernde Tierarten. Entlang der Schienen und Straßen werden Siedlungen gebaut. Dadurch steige die Gefahr der Wilderei. Problematisch sei auch der illegale Bergbau in den Wanderungsgebieten.

In Kasachstan zum Beispiel leben rund 140 000 Saiga-Antilopen. Ihr Bestand war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion von einst 1,2 Millionen Tieren durch Wilderei und Jagd auf 50 000 Tiere dezimiert worden. Ein Verbreitungsgebiet verläuft durch den usbekisch-kasachischen Grenzraum, den Kasachstan durch einen Zaun sichert. Der Aktionsplan sieht vor, den Grenzzaun durchlässig für Wildtiere zu machen, sagte Röttger. Er könne um 20 Zentimeter angehoben und der Stacheldraht im unteren Teil entfernt werden. Darüber hinaus schlagen die Experten vor, eine geplante Eisenbahnverbindung an anderer Stelle zu bauen, damit sie nicht ein weiteres Verbreitungsgebiet zerschneidet.

In der Mongolei, wo mehr als eine Million mongolische Gazellen und 59 Prozent der Weltpopulation der Kulane (Wildesel) leben, sollen Schienenstrecken eingezäunt werden, um domestizierte Herden zu schützen. Allein für die kommenden Jahre sind 5600 Kilometer Eisenbahntrassen geplant, die die Wanderungsgebiete der wild lebenden Huftiere zerschneiden. Außerdem solle untersucht werden, ob die Wildtiere sogenannte „Grünbrücken“ über und unter Straßen und Schienen annehmen oder temporäre Fahrverbote nutzen, sagte Röttger: „Straßen sind Lärm- und Lichtbarrieren für wandernde Arten.“ Ein nächtliches Fahrverbot könne dazu beitragen, dass Tiere die künstlich errichteten Barrieren überwinden könnten. Das löse zwar noch nicht alle Probleme, sagte Röttger. Aber jetzt gebe es viele Pläne, die umgesetzt werden müssten. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false