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Bis zu 200 Meter tief reichen die schachtartigen Vertiefungen. An den Rändern ist der schichtweise Aufbau des Kometen zu erkennen. Die Aufnahme wurde im September 2014 aus 28 Kilometern Entfernung gemacht.

© ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA

Neue Daten der Rosetta-Mission: Auf „Tschuri“ wachsen Löcher

"Rosetta" findet seltsame Vertiefungen. Forscher vermuten, dass darunter Hohlräume sind, die immer größer werden - bis die Decke einbricht. Das kann die Sonde weiter verfolgen, denn die Mission wurde nun verlängert.

Von Rainer Kayser, dpa

Sie sind kreisrund und mehrere hundert Meter groß und tief: Die Oberfläche des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko weist zahlreiche auffällige Gruben auf, die einen Einblick in das Innere des Himmelskörpers erlauben. Vermutlich handelt es sich bei ihnen um sogenannte Schlundlöcher, entstanden durch den Einsturz von dicht unter der Oberfläche liegenden Hohlräumen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam, das die Gruben mit den Instrumenten der europäischen Raumsonde „Rosetta“ untersucht hat. Die Beobachtungen zeigen, wie sich die Oberfläche des Kometen bei seiner Annäherung an die Sonne verändert, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

18 verschiedene Löcher wurden bisher entdeckt

„Solche Gruben kennen wir von anderen Kometen, die von Raumsonden fotografiert wurden“, schreiben Jean-Baptiste Vincent vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen und Kollegen. Doch bislang sei unklar, wie sie entstanden sind. Einschlagkrater können es nicht sein, das zeigen sowohl die Form als auch die Anzahl der Gruben. Die Löcher müssen durch innere Aktivität verursacht sein, meinen die Forscher.

Insgesamt 18 dieser merkwürdigen Löcher fanden sie auf der Oberfläche von „Tschuri“. Auffällig sei, dass es zwei unterschiedliche Arten gibt: tiefe Gruben mit steilen Abhängen und flachere Gruben mit sanfter geneigten Abhängen. Die Beobachtungen mit Rosetta zeigen, dass von den Hängen der steilen, tiefen Gruben Strahlen aus Gas und Staub ausgehen. Eine vergleichbare Aktivität zeigen die flacheren Gruben nicht.

Je älter das Loch, umso flacher ist es

Vincent vermutet folgende Entstehung: Unter der Oberfläche verdampft Eis, und es entsteht ein immer größer werdender Hohlraum. Irgendwann ist er so groß, dass die Decke einbricht – ein „Schlundloch“ entsteht (Englisch: sinkhole). Ähnliche Vorgänge gibt es auch durch unterirdische Erosion auf der Erde. Der Einsturz setzt am Rand der Grube frisches Material frei, das dann weiter verdampfen kann – dadurch vergrößert sich das Schlundloch weiter und wird dabei flacher. Die tiefen, steilen Schlundlöcher sind demnach jünger als die flachen.

Aus Anzahl, Größe und Entwicklung der Gruben können die Forscher nun Rückschlüsse auf den Aufbau des Kometen unter der Oberfläche ziehen – zumal sich „Tschuri“ weiter der Sonne nähert und deshalb noch aktiver werden dürfte. Seinen geringsten Abstand zum Zentralgestirn erreicht er am 13. August.

Mission von Rosetta wird verlängert

Die Sonde „Rosetta“ wird das weiter verfolgen, denn die Mission wurde jetzt von der Esa verlängert bis Ende September 2016. Das sind neun Monate länger als geplant. Da der Komet Ende September 2016 wieder weiter von der Sonne weg ist und „Rosetta“ dann nicht mehr genügend Solarenergie anzapfen kann, müsste sie wie schon einmal in einen Tiefschlaf versetzt werden. „Das macht aber keinen Sinn“, sagt der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri. Für einen noch längeren Einsatz fehle auch Treibstoff.

Von der Sonde aus war das Mini-Labor „Philae“ im November 2014 auf dem Kometen abgesetzt worden, eine noch nie dagewesene Aktion in der
Geschichte der Raumfahrt. „Philae“ war jedoch an einem schattigen und kühlen Platz gelandet. Deshalb konnte er seine Batterie lange Zeit nicht aufladen.
Erst kürzlich hatte sich das Mini-Labor wieder gemeldet, doch die Datenübertragung zur Erde ist noch sehr mangelhaft. Damit ist weitre fraglich, ob Philae noch einmal ein umfangreiches Forschungsprogramm starten kann. (mit dpa/nes)

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