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Ein Junge steht vor einer mit Matheaufgaben beschriebenen Tafel.

© IMAGO

Neue Pisa-Studie: Deutschlands Schüler legen zu

Bei der neuen Pisa-Studie verbessert sich Deutschland deutlich. Vor allem die schwächeren Schüler machen Fortschritte im OECD-Vergleich. Trotzdem bleiben Probleme bei der Bildungsgerechtigkeit. International liegen Länder aus Asien vorne, der frühere Spitzenreiter Finnland schwächelt.

Deutschland hat sich bei der neuen Pisa-Studie verbessert. Erstmals liegen die deutschen Schülerinnen und Schüler in allen drei getesteten Bereichen über dem Durchschnitt der OECD-Staaten. Neben Mexiko und der Türkei ist Deutschland das einzige Land, das seit 2003 gleichermaßen die Ergebnisse im aktuellen Schwerpunktfach der Studie, Mathematik, sowie die Chancengerechtigkeit in der Bildung gesteigert habe, heißt es in der Studie. Am besten schneiden bei Pisa diesmal asiatische Länder und Regionen ab. Die Ergebnisse der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Studie wurden am Dienstag in Berlin vorgestellt.

In der Mathematik liegt Deutschland auf  Platz 16 der 65 getesteten Länder und Regionen und ist dabei jetzt gleichauf mit dem früheren Pisa-Sieger Finnland und auch Kanada. Die  Schülerinnen und Schüler hierzulande erzielten 514 Punkte. Das sind 20 Punkte mehr als der OECD-Schnitt, was einem Vorsprung von etwa einem halben Schuljahr entspricht. Im Vergleich zur letzten Pisa-Studie ist das erneut eine leichte Verbesserung um einen Punkt. Seit dem Jahr 2003, als Mathematik erstmals Schwerpunkt war, haben sich die Deutschen um elf Punkte verbessert. Den deutlichsten Sprung nach vorn machen die Schülerinnen und Schüler im Vergleich zu letzten Studie im Lesen (ein Plus von elf Punkten auf jetzt 508), wo Deutschland erstmals über dem OECD-Mittelwert liegt. In den Naturwissenschaften legt Deutschland um vier auf 524 Punkte zu und kommt auf Platz 12. (Die deutschen Ergebnisse im Vergleich finden sich hier.)

Die Verbesserungen in Deutschland liegen hauptsächlich an den Steigerungen unter leistungsschwächeren und sozio-ökonomisch benachteiligten Schülerinnen und Schüler, heißt es in der Studie. So ist der Anteil der  Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien, die über die Erwartungen gut abschneiden, zwischen 2003 und 2012 um 1,3 Prozent auf sieben Prozent gestiegen. Allerdings gibt es immer noch Länder wie Korea oder Vietnam, wo der Anteil fast doppelt so hoch ist. Der Leistungsrückstand von Schülern aus Migrantenfamilien hat sich in Deutschland in der Mathematik den vergangenen zehn Jahren von 81 auf 54 Punkte verringert, was aber immer noch fast anderthalb Schuljahren entspricht.

Auch der Anteil der „Risikoschüler“ sinkt. Jetzt scheitern beim Lesen noch 14 Prozent der Schüler daran, einen einfachen Text zu erfassen, vier Prozent weniger als 2009 und acht Prozent weniger als 2003. Die leistungsschwächsten zehn Prozent der Schüler erreichen jetzt fast 50 Punkte mehr als die entsprechende Gruppe vor zehn Jahren, sie haben also mehr als ein Schuljahr aufgeholt. In Mathematik scheitern etwa 18 Prozent an den Anforderungen der zweitniedrigsten Kompetenzstufe, fast vier Prozent weniger als im Jahr 2003. Bei den Matheschwachen steht Deutschland deutlich besser da als der OECD-Schnitt. 

Shanghai nahm als Region teil - und liegt überall vorne

Der Abstand Deutschlands zu den Spitzenreitern ist allerdings beträchtlich, vor allem zur chinesischen Metropole Schanghai, die in allen drei Bereichen vorne liegt. Die dortigen Schülerinnen und Schüler sind dem OECD-Schnitt fast drei Schuljahre voraus. Singapur und Hongkong folgen jeweils mit einigem Abstand, weit vorne sind zudem Korea und Japan. In den meisten südostasiatischen Ländern haben Schüler aus benachteiligten sozialen Schichten ähnlich gute Ergebnisse wie sozial privilegierte Schüler.

 Deutsche auf Augenhöhe mit 15-Jährigen aus der Schweiz und Finnland

Deutschland liegt vor allem in Mathematik und in den Naturwissenschaften fast auf Augenhöhe mit den stärksten westlichen Ländern wie der Schweiz, den Niederlanden und Finnland. Interessanterweise ist der frühere Pisa-Sieger Finnland teilweise stark abgesackt, in Mathematik mehr als zwanzig Punkte, also gut ein halbes Schuljahr.

 Schulreformen nach dem Pisa-Schock von 2001

Für Pisa wurden weltweit wurden 510 000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren getestet, in Deutschland nahmen im April und Mai 2012 rund 5000 Jugendliche aus 228 Schulen teil. Beispielaufgaben für die Mathematik finden Sie hier, fürs Lesen hier, für die Naturwissenschaften hier. Die Studie erscheint im Drei-Jahres-Rhythmus, die aktuelle Veröffentlichung ist die fünfte Auflage der Untersuchung. Die erste Veröffentlichung im Jahr 2001 hatte in Deutschland wegen schwacher Ergebnisse einen Schock ausgelöst und zu zahlreichen Reformanstrengungen in der Schule geführt.

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