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Neuer HRK-Chef: Eine Wahl mit Hindernissen

Der scheidende Präsident des KIT, Horst Hippler, wurde in Hamburg knapp zum Chef der Hochschulrektorenkonferenz gekürt - gegen die Stimmen der Fachhochschulen.

Nach einer langen Wackelpartie haben die Hochschulrektoren einen neuen Präsidenten. Gewählt wurde am Dienstag Horst Hippler, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Hippler war unter den meisten Fachhochschulrektoren und auch unter den Universitäten umstritten. Die Entscheidung fiel am Dienstag in Hamburg, wo die Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) seit Montag tagte. Hippler brauchte zwei Wahlgänge, um sich durchzusetzen, war aus HRK-Kreisen zu erfahren. Er habe 224 von 423 Stimmen bekommen, 212 waren für die Wahl nötig. Im ersten Wahlgang erhielt er nur 188 Stimmen.

Seine Gegenkandidaten waren Lothar Zechlin, ehemals der Präsident der Uni Duisburg-Essen, sowie Godehard Ruppert, Präsident der Uni Bamberg, der im zweiten Wahlgang nicht mehr antrat. Hipplers Präsidentschaft beginnt am 1. Mai, er ist Nachfolger von Margret Wintermantel und wird die HRK zunächst bis 31. August 2015 leiten. Hippler erklärte es nach seiner Wahl zu einem wichtigen Ziel seiner Amtszeit, das Hochschulsystem insgesamt zu fördern. Bei der stärker werdenden Diversifizierung der Hochschulen dürfe es keine Verlierer geben.

Der 65-jährige Physiker Hippler wurde 2002 Rektor der Uni Karlsruhe. In dieser Position trieb er den Zusammenschluss der Uni mit dem Forschungszentrum Karlsruhe zum KIT voran – die erste Fusion dieser Art in Deutschland, die unter anderem ein Muster für den geplanten Zusammenschluss der Forschung der Berliner Charité und des Max-Delbrück-Centrums ist.

Mit dem KIT-Plan gewann die Uni Karlsruhe 2006 im Elitewettbewerb. Die Gründung zog sich dann allerdings bis 2009 hin. Seitdem leitet Hippler das KIT als Präsident gemeinsam mit Eberhard Umbach, dem Vorstandsvorsitzenden des Forschungszentrums. Hippler war auch Gründungspräsident der TU9, ein Zusammenschluss der neun größten Technischen Unis, der sich für den „Diplom-Ingenieur“ einsetzt und der versucht, die Ingenieurausbildung der Unis stark gegen die der Fachhochschulen abzugrenzen. So sind die TU9 der Auffassung, dass ein sechssemestriger Bachelor an Unis kein Ingenieur-Regelabschluss sein könne.

Für die FH-Rektoren war das eine Kampfansage, die mit dazu geführt hat, dass sie Hippler als HRK-Präsident mehrheitlich für unwählbar hielten. Die Fachhochschulen fürchten auch, mit Hippler als Stimme der Hochschulen bei einer weiteren Föderalismusreform ins Hintertreffen zu geraten. Der KIT-Präsident stehe für eine Elitenförderung und werde sich sicher nicht für Bundesbeteiligungen in der Breite der Hochschulen stark machen, hieß es. Auch unter den Unipräsidenten gab es Vorbehalte gegen Hippler.

Der neue HRK-Präsident wollte sich nicht zu den Querelen äußern. Wenn es zur Aufhebung des Kooperationsverbots komme, solle die HRK „aktiv und politisch mitarbeiten“. Mehr Geld könnte möglicherweise aus einer „Bildungssteuer“ fließen. Im Wettbewerb um Forschungsgelder sollten alle Hochschulen partizipieren – „alle nach ihren Möglichkeiten“. Ein direktes Promotionsrecht für Fachhochschulen lehnte Hippler erneut ab. Einige FHs aber könnten nach einer Evaluierung womöglich in Unis umgewandelt werden.

Hippler gilt auch als Befürworter von Studiengebühren. 2010 gehörte er zudem – unter anderem mit Oliver Bierhoff und Josef Ackermann – zu den 40 Unterzeichnern eines von den großen Stromkonzernen getragenen, öffentlich umstrittenen Appells, Deutschland könne auf Kernenergie nicht verzichten.

Mit der Wahl Hipplers zum HRK-Präsidenten repräsentieren jetzt zum großen Teil Vertreter von Technischen Universitäten die deutsche Wissenschaft. Denn auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat werden mit Matthias Kleiner und Wolfgang Marquardt von Ingenieuren aus zwei großen TUs geführt. mf/-ry/tiw

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