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Eine Skulptur steht vor der Humboldt-Universität.

© picture-alliance/dpa

Neuer Präsident für die Humboldt-Universität: Berlin ist voll des Lobes für den Kandidaten

Mit dem Würzburger Mediziner Martin Lohse bleibt die Humboldt-Universität an der Spitze, sagt Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres

Der Würzburger Mediziner Martin Lohse kandidiert für das Präsidentenamt an der Humboldt-Universität – diese Nachricht wird in Berlin mit Freude aufgenommen. „Herr Lohse ist ein Top-Kandidat, der national und international hoch anerkannt und absolut erfahren ist“, erklärte Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf Anfrage. Natürlich hänge es nun von der Entscheidung der Konzilsmitglieder der Humboldt-Universität ab, ob Lohse tatsächlich Präsident wird. Scheeres würde das aber sehr begrüßen: „Er ist offen und kooperativ. Ich bin davon überzeugt, dass die HU mit ihm weiter Spitze bleibt. Und es ist ein unglaublicher Vorteil, dass er durch seine Vita eng mit der Charité und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung zusammenarbeiten kann.“

FU-Präsident Alt: "Er wäre eine gute Wahl"

Lohse war wie berichtet am Donnerstagnachmittag einstimmig sowohl von den Mitgliedern der Findungskommission als auch von denen des Kuratoriums zur Wahl vorgeschlagen worden. Am 10. November soll das Wahlgremium der HU, das Konzil, ihn anhören. Am 17. November könnte Lohse gewählt werden.

FU-Präsident Peter-André Alt würde sich über die Zusammenarbeit freuen: „Martin Lohse ist ein Kollege, den ich sehr schätze. Er wäre für die HU eine gute Wahl“, teilt er auf Anfrage mit. Auch Karl Max Einhäupl, der Vorstandsvorsitzende der Charité, kennt Lohse bereits persönlich – seit vielen Jahren, wie er sagt. Lohse habe an der Uni Würzburg sehr erfolgreich gewirkt und eine wichtige Rolle in der Fakultät gespielt:  „Er hat wirklich das Potenzial, die verschiedenen Gruppen der Humboldt-Universität zu einen und die Universität dadurch schlagkräftiger zu machen“.

Martin Lohse. Der Mediziner von der Uni Würzburg will Präsident der Humboldt-Universität werden.
Martin Lohse. Der Mediziner von der Uni Würzburg will Präsident der Humboldt-Universität werden.

© dpa/p-a

Für die HU-Historikerin Gabriele Metzler ist Lohse ein „wunderbarer Kandidat“. Sie freue sich besonders, dass mit ihm ein exzellenter Wissenschaftler gewonnen werden konnte, der obendrein auch noch leitungserfahren sei. „Man sieht also, dass die HU noch attraktiv für ausgezeichnete Forscher ist.“ Man müsse zwar noch die Vorstellungsrunde von Lohse im Konzil abwarten. Sie könne sich aber nicht vorstellen, dass es über den Kandidaten noch große Diskussionen an der Uni geben werde. Eine der ersten Aufgaben für Lohse sei es, „Ruhe in die Universität zu bringen und den Gemeinschaftsgeist wieder hervorzubringen“. Zudem müsse sich die HU für die nächste Runde der Exzellenzinitiative sammeln. Auch die Fakultätsreform sei noch nicht vollendet: Nach einer internen, derzeit stattfindenden Evaluation müsse etwa überlegt werden, ob die Reform noch korrigiert werden müsse. Schließlich werde es Aufgabe des neuen Präsidiums sein, die Verwaltung „noch besser aufzustellen“.

Die Studierenden vertrauen auf seine "Lernfähigkeit"

Für den Studierendenvertreter João Fidalgo ist es ein Vorteil, dass Lohse „anders als Herr Olbertz ein Universitätsmensch ist: Er wird besser verstehen, wie eine Uni funktioniert“. So wie er Lohse verstehe, wolle dieser nicht von oben herab agieren, was erstmal positiv sei:  „Aber wie immer gilt es bei Präsidenten abzuwarten, wie sie sich machen.“ Für die Studierendenvertreter bleibe auch spannend, wie Lohse auf die verfasste Studierendenschaft reagiert und mit ihr zusammenarbeitet. In Bayern gebe es die so schließlich nicht. „Ich vertraue da auf Lernfähigkeit.“

"Erster Eindruck: Er ist nett"

An der Humboldt-Universität ist aus dem kleinen Kreis jener, die Lohse am Donnerstag bereits kennengelernt  haben, zu hören: „Erster Eindruck: Er ist nett. Er strahlt eine ruhige Souveränität aus.“ Ein anderer Insider beschreibt ihn als „eindrucksvollen Wissenschaftler, der reflektiert und ruhig“ wirke, „ähnlich wie FU-Präsident Alt“. Noch ein anderer sagt: „Lohse hat eine Meinung, aber er hört zu.“ Bestimmt werde er mit den Gruppen der Universität gut ins Gespräch finden.

Allerdings kursieren in der Uni auch Zweifel, ob Lohse mit der dünnen Personaldecke an der HU zurechtkommen wird. In Würzburg, wo Lohse bis September Vizepräsident war, habe der Präsident fünf Referenten, die ihm zuarbeiten, an der HU nur einen. Außerdem gibt es in Würzburg einen Kanzler und fünf Vizepräsidenten. Die HU hat hingegen keinen Kanzler und nur drei Vizepräsidenten. Immerhin kann Lohse beeinflussen, wer seinem Präsidium angehören wird. Die  HU hat alle drei Positionen der Vizepräsidenten neu ausgeschrieben. Am 1. April könnte das neue Leitungsteam arbeitsfähig sein.

Wann Lohse sein Amt antreten kann, steht allerdings noch nicht fest. „So früh wie möglich im Jahr 2016“, heißt es aus der Senatsverwaltung für Wissenschaft.

Olbertz blieb bereit zu kandidieren - unter einer Bedingung

Amtsinhaber Jan-Hendrik Olbertz war vom Kuratorium nicht zur Wiederwahl vorgeschlagen worden – weil er sich nicht zur Verfügung gestellt hatte, wie Olbertz betont. Im März hatte er erklärt, nicht mehr zu kandidieren, da die Uni seine Bedingung, das Kanzlermodell einzuführen, nicht erfüllen wollte. Allerdings hatte eine Gruppe von Professoren im Sommer erneut versucht, das Konzil der HU zu einer entsprechenden Verfassungsänderung zu bewegen, um Olbertz‘ Kandidatur doch noch zu ermöglichen. Olbertz erklärte gegenüber dem Tagesspiegel am Freitag dazu: „Die besagte Professorengruppe hatte mir versprochen, sich aktiv, wenn nicht gar massiv, dafür einzusetzen, dass die Verfassungsdiskussion um das Kanzlermodell wieder aufgenommen wird (übrigens mit einem modernen, also nicht "mächtigen" Kanzler, sondern als Mitglied eines Kollegialorgans, das die Universität leitet). Nur unter dieser Prämisse hatte ich der Initiative zugestimmt.“

"Konkret im Gespräch mit einer Person" - sicher nicht mit Olbertz

Die Initiative hatte aber keinen Erfolg. Der Kuratoriumsvorsitzende Rolf Emmermann bezeichnete sie vor drei Wochen im Tagesspiegel als „wenig hilfreich“ in der aktuellen Phase des Findungsverfahrens. „Ich bin konkret im Gespräch mit einer Person“, hatte Emmermann erklärt und damit sicher nicht Olbertz gemeint. Am Freitag teilte Emmermann dann mit, dass er sich damit - anders als im Tagesspiegel berichtet - aber nicht öffentlich von Olbertz abgewandt habe.

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