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Entspannt. Bewerbungen für Studiengänge mit NC müssen bis zum 15. Juli an der Hochschule sein. Wegen des Poststreiks wird geraten, die Unterlagen persönlich abzugeben.

© Imago/Schöning

Numerus Clausus in Berlin: So geht's für Studienbewerber an die Uni

Der Numerus Clausus an den Universitäten in Berlin ist oft hoch. Mit den richtigen Strategien haben Studienbewerber dennoch Chancen, an ihr Wunschfach zu kommen. Tipps zur Studienbewerbung.

Ihr Abschlusszeugnis haben viele Berliner Abiturienten erst vor Kurzem bekommen, an einigen Schulen wurden sie in der vergangenen Woche verteilt. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die nächste Herausforderung: sich für ein Studium zu entscheiden und an der Uni zu bewerben. Noch gut zwei Wochen sind bis zum Bewerbungsschluss am 15. Juli für die NC-Fächer Zeit. Erfahrungsgemäß reichen viele Abiturienten ihre Anträge kurz vor knapp ein: „Die meisten Bewerbungen kommen ab Anfang Juli“, sagt Michael Kramp, Vizepräsident für Studium der Beuth-Hochschule, eine der großen Berliner Fachhochschulen.

Die Hochschulen der Hauptstadt gehören traditionell zu den beliebtesten bundesweit. Dementsprechend groß ist die Konkurrenz um Studienplätze. Dass sich nach den doppelten Abiturjahrgängen der vergangenen Jahre zum kommenden Wintersemester der Andrang etwas legt, halten die Hochschulen für unwahrscheinlich. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) zum Beispiel sind für die Bachelor-Studiengänge schon jetzt mehr Bewerbungen als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres eingetroffen. Wir geben Tipps, wie Abiturienten gut an die Hochschule kommen.

1. Die Interessen entscheiden

Meine Ärzte-Familie will, dass ich Medizin studiere – aber ich interessiere mich mehr für Geologie! Mich faszinieren Altertumswissenschaften, aber sind die überhaupt zukunftsträchtig? Fragen wie diese hören Studienberater immer wieder. Abiturienten sollten auf jeden Fall nach ihren Interessen und Neigungen gehen und nicht nur nach vermeintlichen Jobchancen, sagt Siegfried Engl, Leiter des Info-Service Studium der Freien Universität: „Wer intrinsisch motiviert ist, hat im Studium die besten Erfolgsaussichten.“ Ein akademischer Abschluss sei ohnehin „ein Wert an sich“. Viele Berufsoptionen würden sich erst während des Studiums oder nach dem Abschluss ergeben.

Claudia Cifire, Leiterin der TU-Studienberatung, rät Bewerbern, sich vor dem Besuch der Studienberatung online über das Fächerangebot der jeweiligen Hochschule zu informieren: „Dann kann man viel gezielter Fragen stellen.“ Die FU bietet „Online-Studienfachwahl-Assistenten“ an, die über rund 40 Fächer informieren: „Eine Stunde Studium auf Probe“, wie Engl sagt. Gerade bei Fächern, die aus der Schule nicht bekannt seien, würde er solche Angebote empfehlen.

2. Eine gute Note mitbringen

Zwar verzichten die Berliner Unis inzwischen in einigen, vor allem kleineren Fächern auf den Numerus clausus (NC). Doch vor vielen Fächern steht weiter diese Hürde. Numerus clausus ist lateinisch und steht für „geschlossene Zahl“. Die Hochschulen haben in solchen Fächern eine begrenzte Zahl von Studienplätzen. Die Abiturnote spielt dann immer noch die entscheidende Rolle. Anders als manchmal gedacht, steht der Schnitt nicht vorher fest, sondern richtet sich nach der aktuellen Zahl der Bewerber und deren Noten.

Die HU und insbesondere die FU verrechnen für einen Teil ihrer Plätze andere Kriterien mit dem Abiturschnitt. An der HU bekommt man Pluspunkte für berufspraktische Erfahrungen, an der FU können zum Beispiel auch Noten aus studienaffinen Schulfächern extra zählen. Zu viele Hoffnungen sollten sich Bewerber deswegen aber nicht machen. „Aus einem Dreierabitur macht man so kein Einserabitur“, sagt Engl. Sprich: Bewerber können ihren Schnitt rechnerisch allenfalls um wenige Zehntel verbessern.

Chancen für schwächere Abiturienten ergeben sich eher, wenn Unis im Zulassungsverfahren viele Plätze nach Wartesemester vergeben. Als Wartezeit gilt jedes Halbjahr nach Ausstellung des Abizeugnisses. Zwischendurch darf man nicht an einer anderen Uni in Deutschland und der EU eingeschrieben sein. Üblicherweise werden 20 bis 50 Prozent der Plätze für die Wartezeitquote genutzt.

3. In Berlin mit der U18-Quote durchrutschen

Für alle Berliner und Brandenburger, die zum Ende der Bewerbungsfrist unter 18 Jahre alt sind, müssen Hochschulen fünf Prozent der Plätze reservieren. Solange es weniger Bewerber als Plätze gibt, werden alle angenommen – unabhängig von der Note. Als Faustregel kann gelten: An den FHs sind die Chancen gut, so zum Zug zu kommen. Die Beuth-Hochschule hatte zum vergangenen Winter insgesamt nur sieben U18-Bewerber. An den Unis sieht es dagegen insbesondere bei beliebten Fächern schlechter aus, sagt Jochen Ley, Leiter der Studienberatung der HU: „Hier gibt es keine Garantie, da wir oft mehr minderjährige Bewerber als Plätze haben.“ In solchen Fällen setzen sich unter den Minderjährigen wieder die besten Abiturienten durch, der Rest kommt ins reguläre Bewerberfeld. Nicht einheitlich ist geregelt, ob Minderjährige extra Anträge stellen müssen. An der HU und an der FU werden sie automatisch in die Quote aufgenommen, an der TU nicht.

4. NC-freie Fächer wählen

Vor allem in den Natur- und Technikwissenschaften sowie in kleineren Geisteswissenschaften haben die Berliner Unis die Zulassungsbeschränkung inzwischen aufgehoben. An der TU sind 17 und damit rund ein Viertel der Bachelor-Fächer NC-frei, darunter Elektrotechnik, Informatik, Mathematik und Physik. Für die drei letztgenannten Fächer gilt das auch an HU und FU. An der HU und an der FU kann man Fächer wie Archäologie, Gräzistik oder Italienstudien frei studieren.

Achtung: Die Fristen für die Einschreibung unterscheiden sich von Uni zu Uni. An der FU müssen sich Interessenten für einen „Kombi-Bachelor“ – wo man mehr als ein Fach studiert – auch für zulassungsfreie Fächer bis zum 15. Juli anmelden. Im NC-freien „Mono-Bachelor“, also im Ein-Fach-Studium, schreiben sich Studierende dagegen oft erst ab August oder September ein, Zeit ist meistens bis kurz vor Semesterstart. Für Fächer wie Nordamerikastudien müssen Bewerber zudem oft im Vorfeld einen gesonderten Sprachtest ablegen.

5. Außerhalb von Berlin suchen

Jenseits von Berlin kommen Bewerber oft leichter an einen Studienplatz: Entweder liegt der geforderte Notenschnitt niedriger, oder der NC fällt gleich ganz weg. Und auch wenn vielen Berlinern der Umzug aus ihrer geliebten Stadt schwerfalle, sollten Abiturienten das ruhig wagen, empfiehlt Ley: „Viele stellen dann fest: Ist doch nicht so schlecht woanders.“

Nun ist es nicht leicht, den Überblick über rund 8000 Bachelorstudiengänge in Deutschland zu behalten. Helfen sollte eigentlich seit Langem das bundesweite Bewerbungsportal „Hochschulstart.de“. Dort können sich Abiturienten zentral für bis zu zwölf Unis bewerben. Sie erhalten auf dem Portal gebündelt Zu- und Absagen, was die Übersicht erleichtern soll. Nach Jahren der Pannen scheint es mit dem Portal endlich etwas voranzugehen. 89 Hochschulen nehmen inzwischen teil, zumindest mit einigen ihrer Studiengänge. Auch die Berliner Hochschulen sind dabei, nicht zuletzt, weil die Hochschulverträge mit dem Senat sie dazu anhalten. Die TU, die HTW und die Beuth-Hochschule wickeln sogar ihr gesamtes NC-Studienangebot darüber ab. Vor allem im Fach Psychologie machen viele Unis mit (nämlich 80 Prozent aller Hochschulen, die das Fach anbieten) sowie bei Jura (50 Prozent).

Nach den bisherigen Erfahrungen hätten Bewerber mit der Bewerbungssoftware des Portals kaum Schwierigkeiten, heißt es aus den Unis. Abiturienten müssen sich auf dem Portal einmal zentral registrieren lassen, um sich bewerben zu können. Nur eines sei manchen Bewerbern manchmal nicht klar, heißt es aus der FU: Wenn sie einen Platz annehmen, werden alle anderen Anträge gelöscht: „Man sollte also keinen Platz erst einmal vorsichtshalber annehmen, sondern sich seiner Sache sicher sein.“

6. Die Bewerbung rechtzeitig abgeben

Wer sich nur mit der Abiturnote bewirbt, kann das oft online erledigen. Bewerber sollten aber vorsichtshalber prüfen, ob nicht doch ein unterschriebener Antrag einzureichen ist. Sind weitere Unterlagen – wie bei Härtefallanträgen – abzugeben, müssen diese ohnehin per Post geschickt werden. Wegen des Poststreiks raten die Unis, Papiere am besten gleich persönlich vorbeizubringen. Für die, die ganz spät dran sind, hat die FU am 15. Juli bis spät abends einen Schalter in der Iltisstraße 1 geöffnet. An der HU kann man die Unterlagen in einen Nachtbriefkasten in der Ziegelstraße 12/13 werfen, sagt Studienberater Ley: „Pünktlich um Mitternacht wird per Fernschaltuhr die Klappe aber zugemacht.“

Wer bei der Online-Bewerbung stecken bleibt oder noch sein Fach sucht, kann telefonisch oder persönlich Rat suchen. Unis und FHs machen viele besondere Angebote.

Der TU-Telefonservice Express ist unter 314-29999 zu erreichen (Mo–Do 9–17 Uhr, Fr 9–14 Uhr) oder per Mail an telefonservice@tu-berlin.de.

Die HU hat unter 2093- 70333 eine Hotline (Mo–Fr 9.30–16.30 Uhr), Mails an compass@hu-berlin.de. Bei einer Infoveranstaltung im Kinosaal des HU-Hauptgebäudes (Unter den Linden 6; Mitte) geht es am 1. Juli von 16 bis 18 Uhr um die Online-Bewerbung. Am 2. und am 16. Juli gibt es im Hauptgebäude (Raum 2093) ab 16 Uhr eine offene Info- und Fragerunde.

Die FU bietet „Studieninformationen per Chat“ (mit diesen Stichworten suchen; Mo 15–16 Uhr ) und lädt am 8. Juli von 18 bis 20 Uhr zum Info-Abend in die Iltisstraße 4 ein; am 1. Juli gibt es dort Infos für Leute mit Abi aus dem Ausland (Raum K 009; Dahlem).

Die Beuth-Hochschule beantwortet am 1. und 8. Juli ab 14 Uhr Fragen rund um den Studienstart (Luxemburger Straße 10, Raum C 20; Wedding). (-ry)

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