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Leser in der Staatsbibliothek. Beim Pisa für Erwachsene werden Lesen, Rechnen und der Umgang mit Computern getestet.

© Mike Wolff

OECD-Studie Piaac: Beim Pisa für Erwachsene ist Deutschland nur Mittelmaß

Bei "Piaac", dem ersten Pisa-Test für Erwachsene, schneidet Deutschland beim Lesen und in der Mathematik durchschnittlich ab. Weltweit haben Erwachsene Schwierigkeiten mit Computern.

Beim ersten Pisa-Test für Erwachsene schneidet Deutschland durchschnittlich ab. Beim Lesen liegen deutsche Erwachsene sogar knapp unter dem internationalen Mittelwert. Mathematische Aufgaben lösen Deutsche dagegen leicht über dem internationalen Schnitt. Spitzenreiter sind in beiden Bereichen Japan und Finnland. In allen teilnehmenden Ländern hatten die Testpersonen teils große Schwierigkeiten, Computer und digitale Netzwerke zu nutzen. Die Ergebnisse der so genannten Piaac-Studie wurde von der OECD am Dienstag vorgestellt (hier die ausführlichen Ergebnisse). Getestet wurden 16- bis 65-Jährige in 24 Ländern.

Jeder sechste in Deutschland hat nur minimale Lesekompetenzen

Beim Lesen mussten die Teilnehmer Texte verstehen, interpretieren und bewerten (Beispiele hier und hier). Deutschland kommt hier auf 270 Punkte. Der OECD-Mittelwert liegt bei 273 Punkten. An der Spitze liegen Japan (296 Punkte) und Finnland (288 Punkte). Sieben Punkte auf der Kompetenzskala entsprechen laut OECD dem Wissen von etwa einem Schuljahr. Die höchsten Kompetenzstufen erreichten in Deutschland 10,7 Prozent der Teilnehmer, etwas weniger als der OECD-Schnitt (11,8 Prozent). Gleichzeitig gibt es in Deutschland mehr Menschen als im internationalen Schnitt, die nur ganz geringe Lesekompetenzen haben und höchstens kurze Texte mit einfachem Vokabular verstehen können. Mit 17,5 Prozent hat gut jeder sechste nur diese geringen Kompetenzen (OECD: 15,5 Prozent).

Bei den mathematischen Aufgaben (Beispiele hier und hier) liegt Deutschland leicht über dem Schnitt (272 Punkte, OECD 269 Punkte). Der Abstand zu den Spitzenreitern Japan (288) und Finnland (282) ist auch nicht ganz so groß. 14,2 Prozent der Deutschen sind in den beiden höchsten Kompetenzstufen (OECD: 12,5 Prozent), in den niedrigsten dagegen 18,5 Prozent (OECD 19 Prozent).

Es geht um Alltagswissen

"Die Aufgaben sind leicht, es geht um Fragen des Alltagswissens", erklärte OECD-Koordinator Andreas Schleicher. Wer Wissensarbeiter sei und jeden Tag mit Informationen umgeht, dürfte keinerlei Schwierigkeiten haben. Allerdings sei das offensichtlich "in der breiten Bevölkerung" nicht der Fall. Bildungsexperte Schleicher, der auch die Pisa-Studien koordiniert, gab zu, dass die Bildungsforscher die Fähigkeiten der 16- bis 65-Jährigen teilweise überschätzt hätten. "Ein Großteil der Menschen weltweit hat Schwierigkeiten, mit alltäglichen Techniken umzugehen, etwa eine Boarding Card auszudrucken." Bis zu 27 Prozent der Testpersonen haben weltweit keinerlei Erfahrungen mit Computern und können nicht einmal eine Maus bedienen. In Deutschland ist der Anteil der Computer-Unerfahrenen allerdings deutlich geringer (12,6 Prozent).

Das "Erwachsenen-Pisa" heißt offiziell Piacc (Programme for the International Assessment of Adult Competencies). Für diese "internationale vergleichende Studie zur Erfassung von Fähigkeiten Erwachsener" wurden weltweit 16- bis 65-Jährige in drei Bereichen getestet: Leseverständnis, mathematische Fähigkeiten und Problemlösung mithilfe moderner Kommunikationsmittel

Auftraggeberin der Studie ist wie bei Pisa, dem Schulleistungstest für 15-jährige, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

166 000 Menschen wurden weltweit getestet

Teilgenommen haben 24 Länder und Regionen, darunter Deutschland und zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten sowie die USA, Russland, Australien, Kanada, Korea und Japan. Aus jedem Land wurden vom Sommer 2011 bis zum Frühjahr 2012 jeweils mindestens 5000 zufällig ausgewählte Erwachsene im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt, insgesamt nahmen rund 166 000 Menschen teil. Am meisten Teilnehmer waren es in Kanada. Dort wurden gut 27 000 Erwachsene getestet, um auch die einzelnen Provinzen untereinander vergleichen zu können. In Deutschland, wo das Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim (Gesis) rund 5400 Menschen befragte, ist ein Bundesländervergleich nicht möglich.

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