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Kalt- oder Warmblüter? Diese Frage beschäftigt Dinoforscher seit Jahrzehnten.

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Palöontologie: Dinosaurier sind wohl doch Warmblüter gewesen

Dinos sind Reptilien, daher müssen sie Kaltblüter sein - so einfach scheint es aber nicht zu sein. Seit Jahrzehnten diskutieren die Forscher über diese Frage. Nun gibt es neue Argumente für die Warmblut-These.

Eines der Hauptargumente für die Theorie, Dinosaurier seien Kaltblüter, ist widerlegt. Ihr Knochenwachstum ähnele dem der Säugetiere, berichtet ein Team um die Paläobiologin Meike Köhler von der Universität Barcelona im Fachjournal „Nature“. Demnach haben auch Warmblüter die typischen Ringe für Wachstumsschübe, die bislang nur von Kaltblütern bekannt waren. Die Forscher hatten sich die Oberschenkelknochen von 115 Wiederkäuern aus 41 Arten angeschaut, darunter Rentiere in Norwegen und Antilopen im südlichsten Afrika. „Die Querschnitte sahen genauso aus wie bei ähnlich großen Dinosauriern, obwohl wir nur Säugetiere untersucht haben und Dinosaurier zu den Reptilien gehören“, sagt Köhler.

Alle Präparate enthielten sogenannte Lines of arrested growth (LAG): Linien zwischen zwei Wachstumsschüben, ähnlich den Baumringen. Bislang waren diese LAGs fast nur von Tieren wie Reptilien bekannt, deren Körpertemperatur abhängig von der Umwelt ist, weswegen sie auch als wechselwarme Tiere oder Kaltblüter bezeichnet werden. In der kalten Jahreszeit sinken die Körpertemperatur und der Stoffwechsel so sehr, dass die Knochen nicht weiterwachsen. Während dieser Wachstumspause bildet sich eine Stillstandslinie.

Bei Warmblütern hingegen, bei denen der aktive Stoffwechsel für eine gleichmäßige Körpertemperatur sorgt, sollten die Knochen das ganze Jahr über gleichmäßig wachsen. „Das hat man jahrzehntelang so angenommen. Wir haben das nun erstmals untersucht - und prompt widerlegt“, sagte Köhler. Demnach wachsen auch bei Säugetieren Knochen im Jahresrhythmus: „Bei den Rentieren auf Spitzbergen haben sich die LAGs während des Polarwinters gebildet und damit zu der Zeit, als die Tiere am wenigsten freiwillig Nahrung aufnahmen und ihre Fettreserven schwanden“, schreiben die Forscher. In dieser Zeit sei auch der insulinähnliche Wachstumsfaktor IGF-1 auf dem Tiefstand gewesen, der besonders wichtig ist, damit Knochen in die Länge und in die Breite wachsen.

Der Wachstumsschub kam immer im Frühjahr und Sommer, wenn es wieder mehr Nahrung gab, also auch mehr Energie und Nährstoffe für den Knochenaufbau. „Die Wachstumsrate war sogar so groß, dass das kein ektothermes (kaltblütiges) Tier geschafft hätte“, sagte Köhler.

Die Befunde lassen eine langwährende Debatte wieder aufleben. Seit den 1960er Jahren diskutieren Forscher über die Thermoregulation der Dinosaurier. Zunächst hieß es: Dinos sind Reptilien und Reptilien sind per se wechselwarm, also Kaltblüter. Dann erkannte man: Dinosaurier wachsen so schnell und haben mitunter ein Federkleid, dass sie Warmblüter sein müssten. Später wurden dann in Knochen die Linien der Wachstumspausen gefunden, so dass man sie wieder als Kaltblüter ansah. Diese Zuordnung ist nun erneut infrage gestellt worden. dpa

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