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Parkinson: Stammzellbehandlung liefert gemischte Ergebnisse

Bei Versuchen mit Ratten konnten die Symptome der Parkinson-Krankheit durch Stammzellbehandlung gemildert werden. Die Nebenwirkungen schließen diese Therapieform beim Menschen jedoch bislang aus.

Bei der Parkinson-Krankheit werden Neuronen abgetötet, die den Neurotransmitter (Nervenbotenstoff) Dopamin produzieren, so dass es zu Bewegungs- und Balancestörungen kommt. Die meisten derzeit eingesetzten Behandlungen beruhen auf der medikamentösen Bereitstellung von Dopamin. Forscher möchten jedoch längerfristige Lösungen entwickeln, z.B. unter Verwendung embryonaler Stammzellen, um Ersatzneuronen zu erzeugen, die in der Lage sind, die Dopamin-Versorgung zu übernehmen.

Bislang war es jedoch schwierig, ausreichende Zellzahlen der richtigen Sorte zu produzieren - es gibt mehrere Arten von Dopamin-Neuronen, von denen nur einige für die Dopamin-Produktion geeignet sind. "Nicht alle Dopamin-Neuronen sind gleich aufgebaut", sagt Steve Goldman vom Medical College der Cornell University in New York, der die Studie leitet.

Goldman und seine Mitarbeiter berichten in Nature Medicine, dass sie einen Weg gefunden haben, den richtigen Zelltyp zu erzeugen - Neuronen aus einem Teil des Gehirns, das als "Substantia nigra" bezeichnet wird. Diese Neuronen senden Signale an andere Zellen, die für die Bewegungserzeugung verantwortlich sind.

Eigene Stammzellen züchten

Goldmann und seine Arbeitsgruppe verwendeten menschliches fötales Mittelhirn, ein Gewebe, in dem Dopamin-Zellen erzeugt werden. Hieraus isolierten sie Gliazellen, deren normale Aufgabe die Unterstützung und das Wachstum anderer Neuronen ist. In dieser Umgebung, die reich an Gliazellen ist, kultivierten sie dann die Stammzellen.

"Eigentlich wollten wir die Umgebung des sich entwickelnden Gehirns nachahmen, um die Effizienz der Entstehung von Dopamin-Neuronen zu erhöhen. Außerdem wollten wir aber auch die Entwicklungsrichtung der gewünschten Dopamin-Neuronen positiv beeinflussen", sagt Goldman.

Die Technik funktioniert. Als die neuen Dopamin-Neuronen in die Gehirne von Ratten transplantiert wurden, die Symptome der Parkinson-Erkrankung aufwiesen, erholten sich die Tiere nahezu vollständig. "Die positiven Ergebnisse waren erstaunlich stark", sagt Goldman. "Die Tiere brachten es auf eine vollständige Wiederherstellung der normalen Funktionen."

Aber: Es drohen gravierende Nebenwirkungen. Jedes Stammzellen-Transplantat enthielt auch gleichzeitig Zellen, die nicht zu Neuronen wurden sondern undifferenziert blieben. Diese Zellen teilen sich weiter und können sich in Tumore verwandeln, so Goldman. (Die Ratten in der Studie wurden jedoch getötet, bevor sich Tumore entwickelten.)

Kleine Schritte

Es ist bekannt, dass Behandlungen mit embryonalen Stammzellen diese Gefahr fataler Nebenwirkungen bergen. Um dies auszuschließen, müssen die Zellen sortiert und die differenzierten isoliert werden, so Olle Lindvall, Neurologe an der Universitätsklinik in Lund, Schweden. Goldmans Arbeitsgruppe arbeitet bereits daran.

Sicher ist, dass es noch mehrere Jahre dauern wird, bis klinische Studien zur Parkinson-Krankheit mit Stammzellen durchgeführt werden können, sagt Lindvall.

In der Zwischenzeit arbeiten andere Gruppen daran, mit Hilfe der Gentherapie die noch vorhandenen Neuronen des Gehirns zu verstärkter Dopamin-Produktion zu stimulieren. In dieser Woche berichtete eine amerikanische Biotech-Firma (Neurologix) von erfolgreich verlaufenen vorläufigen Untersuchungen mit dieser Technik. Die Forscher "infizierten" Patientengehirne mit einem unschädlichen Virus, der ein im Dopamin-System involviertes Gen besitzt. Alle zeigten eine Verbesserung der Symptome um mindestens 25%.

Aber auch die Gentherapie weist eine Vielzahl von Problemen auf. So sucht man z.B. immer noch nach der besten Methode, neu eingeführte Gene ordnungsgemäß zu regulieren, und feststellbare Verbesserungen sind bei weitem nicht so überzeugend wie beim Stammzellen-Ansatz. Goldman ist zwar in beiden Fällen vorsichtig optimistisch, aber "weder Gentherapie noch Stammzellen sind bislang reif für die Hauptsendezeit", so seine Meinung.

Dieser Artikel wurde erstmals am 16.10.2006 bei news@nature.com veröffentlicht. Übersetzung: angusi expert translations. © 2006, Macmillan Publishers Ltd

Kerri Smith

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