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Wissen: Physiker sind vorsichtig optimistisch

Die Schäden in den japanischen Kernkraftwerken waren ein zentrales Thema auf der Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die derzeit in Dresden stattfindet. „Ich habe nach Tschernobyl gedacht, dass so etwas nicht mehr vorkommt“, sagte der sichtlich betroffene Nobelpreisträger Gerhard Ertl.

Die Schäden in den japanischen Kernkraftwerken waren ein zentrales Thema auf der Jahrestagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die derzeit in Dresden stattfindet. „Ich habe nach Tschernobyl gedacht, dass so etwas nicht mehr vorkommt“, sagte der sichtlich betroffene Nobelpreisträger Gerhard Ertl. Die Debatte über die Kernenergie, die seit Jahren in der Fachgesellschaft geführt wird, lebte wieder auf.

Was die havarierten Reaktoren betrifft, zeigten sich einige Wissenschaftler gestern Mittag vorsichtig optimistisch. Die Nachzerfallswärme, die auch nach einem Notstopp abgeführt werden muss, nehme exponentiell ab, sagte Antonio Hurtado, Professor für Wasserstoff- und Kernenergietechnik an der TU Dresden, vor Journalisten. „Deshalb ist es besonders in den ersten 20 bis 30 Stunden wichtig, den Reaktorkern zu kühlen. Danach nimmt die Gefahr ab.“ Er wies aber auch darauf hin, dass man wenig über die konkreten Bedingungen im Reaktorkern wisse. Die Messsysteme im Inneren des Druckbehälters funktionierten nicht. Generell sei es in so einem Falle wichtig, den Druckbehälter von unten zu kühlen, sagte Hurtado. Denn falls die Brennstäbe schmelzen und heruntertropfen, müsse das Material so schnell wie möglich zum Erstarren gebracht werden, damit die Schutzhülle intakt bleibt und nicht massenhaft Radioaktiovität nach außen dringt.

Am Rande der Tagung wurde auch wieder über die Zukunft der Kernenergie diskutiert. Die Debatte wird vor allem zwischen den jüngeren und älteren Mitgliedern geführt. Die jungen Physiker sind wesentlich optimistischer, dass die erneuerbaren Energiequellen bald einen wesentlichen Anteil an der Versorgung haben können. Viele ältere sagen, dass Kernenergie noch längere Zeit als Brückentechnik gebraucht werde und machen immer wieder auf den Nachwuchsmangel in dieser Sparte aufmerksam. Allerdings hat der Verband seinen Kurs in den vergangenen Jahren geändert. So ist die DPG beispielsweise im November 2006 aus der Lobbyvereinigung „Deutsches Atomforum“ ausgetreten. tdp/nes

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