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Pisa: Schüler leisten für Geld nicht mehr

Pisa-Forscher Prenzel weist einen Bericht zurück, nachdem Teilnehmerstaaten Schüler für ihre Teilnahme am Pisa-Test finanziell belohnt wurden.

Schneidet ein Schüler bei Pisa besser ab, wenn er für seine Teilnahme 50 Dollar bekommt? Diese Frage wirft ein Bericht des „Spiegel“ auf. Danach haben mehrere Teilnehmerstaaten an der großen OECD-Studie Schüler für deren Teilnahme mit Geld belohnt. Amerikanische Schüler hätten bis zu 50 Dollar bekommen, die in den Niederlanden zehn Euro. In Slowenien habe es für die Beteiligten einen Tag schulfrei gegeben. Dagegen habe es in Deutschland „nur Stifte mit dem Aufdruck ,Pisa’ als Souvenirs“ für die Schüler gegeben. Der „Spiegel“ zitiert ein Papier der Pisa-Forscher mit dem Titel „Bewertende Stellungnahmen zu den Maßnahmen zur Steigerung der Rücklaufquoten“. Dort sei die Sorge geäußert worden, durch materielle Anreize könne „eine Verschiebung von der durchschnittlichen Leistung zur Bestleistung“ erfolgen.

Diese Darstellung des Berichts weist der Leiter der deutschen Pisa-Studie, der Kieler Professor Manfred Prenzel, zurück. Dem Tagesspiegel sagte er auf Anfrage: „Das stimmt doch nicht. Schüler, die Geld bekommen, strengen sich nicht mehr an.“ Zwar existiere der Bericht tatsächlich. Dort hätten sich die nationalen Projektmanager der Studie aber darüber ausgetauscht, welche Ideen es in den Teilnehmerstaaten dafür gebe, die bei Pisa verlangte hohe Teilnehmerquote zu erzielen. Hintergrund dafür sei, dass die Schüler in bestimmten Ländern zum Zeitraum der im vergangenen Jahr durchgeführten Pisa-Tests bereits durch eine Fülle von Prüfungen „testmüde“ gewesen seien. Diese Schüler seien deshalb oft nicht motiviert, zusätzlich noch freiwillig an Pisa teilzunehmen. So hätten die Schüler in den USA extra für Pisa noch einmal am Nachmittag in die Schule kommen müssen. Aus Sicht der Pisa-Forscher habe es überhaupt keine Wirkung auf die Testergebnisse, wenn Schüler für ihre Teilnahme Geld erhielten: „Das verzerrt die Ergebnisse in keiner Weise“, sagte Prenzel und verwies auf die Untersuchung des damaligen deutschen Leiters der Pisa-Studie Jürgen Baumert für Pisa 2000. Baumert hatte den Pisa-Test damals zur Kontrolle unter verschiedenen Bedingungen durchführen lassen. Ein Teil der Schüler erhielt dabei zehn Mark für die Teilnahme. Ihre Ergebnisse waren deshalb nicht besser als die anderer Schüler, die kein Geld bekamen.

Wenn deutsche Schüler bei Pisa 2006 einen Stift mit „Pisa“-Aufdruck erhalten hätten, handle es sich nicht um ein Werbegeschenk zur Motivation, sagte Prenzel. Vielmehr scanne Deutschland die Testbögen ein, so dass Schriftbreite und -farbe identisch sein müssten. Prenzel hält es für kaum möglich, dass Länder sich beim Pisa-Test Vorteile verschaffen können: „Es gibt zu viele Kontrollen.“ Das Monitoring sei „sehr genau“ und „pingelig“. Anja Kühne

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