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Wissen: Pockenimpfung hemmt Vermehrung von Aidsviren

Etwa zu der Zeit, als die meisten Länder die Pockenschutzimpfungen einstellten, begann die weltweite Ausbreitung von HIV-Infektionen. Jetzt liefern Laborexperimente amerikanischer Forscher Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang.

Etwa zu der Zeit, als die meisten Länder die Pockenschutzimpfungen einstellten, begann die weltweite Ausbreitung von HIV-Infektionen. Jetzt liefern Laborexperimente amerikanischer Forscher Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang. In Blutzellen von geimpften Personen vermehren sich die Aidserreger deutlich schlechter als in den Zellen von Ungeimpften. Pockenviren und bestimmte Typen von HIV sind auf dasselbe Oberflächenprotein ihrer Wirtszellen angewiesen, um anzukoppeln und einzudringen. Daher könnte ein Impfschutz gegen Pocken auch die Anfälligkeit gegenüber einer HIV-Infektion verringern, schreiben die Wissenschaftler im Onlinejournal „BMC Immunology“.

Die bisher genannten Gründe seien nicht ausreichend, um die schnelle Ausbreitung von Aids zu erklären, sagt Raymond Weinstein von der George Mason University in Manassas. „Die Einstellung der Pockenschutzimpfungen könnte ein Teil der Erklärung sein.“ Dafür spräche, dass beide Viren den Rezeptor CCR5 auf der Oberfläche weißer Blutkörperchen als Bindungsstelle nutzen. Eine Pockenimpfung könnte dauerhafte Veränderungen der Immunzellen bewirken, die das Ankoppeln von Pocken- und HI-Viren erschweren.

Weinstein und seine Kollegen infizierten Lymphozyten von zehn Personen, die drei bis sechs Monate zuvor gegen Pocken geimpft worden waren, mit einem Typ von HIV-1, der den CCR5-Rezeptor als Bindungsstelle benötigt. Als Kontrolle dienten Lymphozyten von zehn nicht geimpften Probanden. Bei den Zellen der Ungeimpften war die Virusvermehrung fünfmal stärker. Die Erstinfektion mit HIV-1 erfolge meist über den CCR5-Rezeptor, so die Forscher. Würde diese Bindung erschwert, könnte das einen gewissen Schutz bewirken. Wie lange dieser durch eine Pockenimpfung ausgelöste Schutz anhält, ist noch nicht bekannt. „Unsere Ergebnisse könnten helfen, eine neue Waffe gegen die HIV-Pandemie zu entwickeln“, sagt Weinstein.

1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pocken weltweit für ausgerottet. Bereits vorher wurden gesetzlich vorgeschriebene Schutzimpfungen in vielen Staaten eingestellt. Das Virus HIV-1 entwickelte sich in der Zeit zwischen 1915 und 1941 aus Affenviren und begann sich ab Ende der 1950er Jahre sehr schnell auszubreiten. JKM

JKM

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