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Porträt: Der Physiker hat die Pflicht zur Humanität

Max Born, Mitbegründer der Quantenmechanik, setzte sich für eine atomwaffenfreie Welt ein. Zum 125. Geburtstag.

„Dr. Born ist ein klar denkender, kenntnisreicher, seiner Wissenschaft und ihrem Fortschritt mit frischer Begeisterung ergebener theoretischer Physiker“, so heißt es in einem Gutachten Max Plancks für die Berufung des jungen Physikers an die Berliner Universität, an der dieser von 1915 bis 1919 lehrte.

Planck zeigte mit dieser Einschätzung des gerade erst 32-jährigen Physikers – Max Born wurde vor 125 Jahren am 11. Dezember 1882 in Breslau geboren – ein ausgezeichnetes Urteilsvermögen. Denn schon wenige Jahre später zählte Born zu den führenden theoretischen Physikern seiner Zeit. Nachdem er bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit Arbeiten zur quantentheoretischen Deutung auf sich aufmerksam gemacht und wichtige Grundlagen für die moderne Festkörperphysik gelegt hatte, prägte er in den zwanziger Jahren maßgeblich die Entwicklung der Quantentheorie. Auf ihn geht der Begriff „Quantenmechanik“ zurück. Zusammen mit Werner Heisenberg und Pascual Jordan begründete er 1925–26 auch die Matrizenmechanik und lieferte die erste widerspruchsfreie mathematische Theorie der Quantenmechanik.

Unmittelbar nach dieser Pionierarbeit gelang ihm ebenfalls im Jahre 1926 mit der Wahrscheinlichkeitsdeutung der quantenmechanischen Zustandsfunktion eine weitere physikalische Großtat. Wie umstritten diese Leistung aber zunächst war, zeigte nicht nur die ablehnende Reaktion seines Freundes und Kollegen Albert Einstein – „der Alte“ würfelt nicht –, sondern auch die Tatsache, dass ihm für seine Pionierleistung erst im Jahre 1954 der Nobelpreis verliehen wurde.

Borns wissenschaftliches Werk zeichnet sich durch große Universalität aus, die von der Quantenmechanik und Festkörperphysik über Beiträge zur Relativitätstheorie bis zur Optik reicht. Darüber hinaus trug er maßgeblich dazu bei, dass sich die Universität Göttingen, wo er zwischen 1921 und 1933 wirkte, neben Kopenhagen und München zum führenden Forschungszentrum der modernen Physik profilierte. Zu seinen Schülern zählten Heisenberg und Jordan sowie weitere hochkarätige Physiker wie Wolfgang Pauli oder John von Neumann.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten beendete diese Hochkultur physikalischer Forschung abrupt. Born und viele seiner Schüler wurden aus Deutschland vertrieben. Born emigrierte 1933 nach Großbritannien, wo er im schottischen Edinburgh seine Forschung fortsetzen und wieder einen Kreis talentierter Studenten um sich versammeln konnte. Nach seiner Emeritierung 1954 entschloss er sich – trotz Bedenken und bitterer Vorwürfe seines Freundes Einstein –, nach Deutschland zurückzukehren.

Als Emeritus und mit der neu gewonnenen Reputation eines Nobelpreisträgers wurde er nicht müde, in Wort und Schrift zu wichtigen gesellschaftlichen Problemen Stellung zu beziehen. Insbesondere warb er für eine demokratische, humane und atomwaffenfreie Welt. Er wurde 1957 Mitinitiator der Göttinger Erklärung gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und aktives Mitglied der internationalen Pugwash-Bewegung. Noch in seinen letzten Lebensjahren – Born starb am 5. Januar 1970 in Göttingen – hatte er vor der Einführung der Notstandsgesetze und dem Aufleben antidemokratischer Tendenzen in der Bundesrepublik gewarnt. Dieter Hoffmann

Anlässlich Borns 125. Geburtstages veranstalten das Max-Born-Institut und das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Adlershof (Dienstagnachmittag) und sowie in Dahlem (Mittwoch) ein wissenschaftliches Symposium.

Mehr dazu im Internet:

www.mbi.de

www.mpiwg-berlin.mpg.de

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