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Das CHE-Ranking erscheint im Studienführer der "Zeit" - Abiturienten orientieren daran.

© Mike Wolff

Position: Mit Rankings leichter an die Uni

Nach Rankingausstiegen wehrt sich das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) gegen Kritik. Das CHE-Ranking helfe Studierenden, seine Methodik sei solide, schreibt CHE-Geschäftsführer Ziegele in einer Replik auf Hamburgs Unipräsidenten Dieter Lenzen.

Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen will alleine entscheiden, an welcher Umfrage sich die Mitglieder seiner Universität beteiligen dürfen. Befragungen, die er ablehnt, werden zu „Unfug“ erklärt. Begründungen für den Ausstieg aus Ranglisten und Befragungen liefert er im Tagesspiegel-Interview am 3. Oktober. Aber sind möglicherweise diese Begründungen Unfug? Ein Faktencheck aus der Perspektive des Produzenten des Rankings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).

Dieter Lenzen beklagt den hohen Aufwand, den Hochschulen mittlerweile durch Umfragen von extern haben. Ein- bis zweimal pro Woche kämen Anfragen, eine Zahl, die auch andere Universitäten bestätigen. Doch die weitaus meisten betreffen nicht etwa Rankings, sondern sind Umfragen für Forschungsprojekte über Hochschulen, initiiert zum Beispiel vom Bundesforschungsministerium. Doch wenn sich Forscher selbst der Forschung über Hochschulen entziehen, ist das schwer zu verstehen.

Aber auch Rankings sind nicht alle gleich. Zu Recht nennt es Lenzen Unfug, wenn Hochschul-Ranglisten suggerieren, eine Uni auf Platz 7 sei schlechter als die auf Platz 5. Ein Problem, das viele internationale Rankings haben: Indikatoren werden mit beliebigen Gewichtungen und über alle Fächer einer Uni hinweg zu einem Gesamtwert vermengt, der die Reihung im Ranking bestimmt. Die Unterschiede zwischen den Plätzen sind teils winzig, eine Differenzierung nach den Plätzen also tatsächlich irreführend.

Nur: das CHE-Ranking geht gezielt gegen dieses Problem vor. Es weist keine Plätze mit minimalen Unterschieden aus, sondern teilt in drei Gruppen ein. Es betrachtet jedes Fach und jeden Indikator einzeln, ohne einen Wert für die gesamte Hochschule zu vergeben. Studieninteressenten können so selber entscheiden, welcher Aspekt für sie relevant ist, und erfahren, was Studierende über ihr Fach sagen: Wie zufrieden sind sie mit der Betreuung durch die Professoren? Wie ist die Ausstattung ihrer Bibliothek oder der Labore? In jedem Rankingzyklus beantworten etwa 130 000 Studierende den Fragebogen.

Doch auch die Bildung von drei Gruppen anstelle einzelner Rangplätze ist in den Augen von Lenzen Unsinn, weil die Gruppen nicht trennscharf seien. Die Gruppenbildung im CHE-Ranking entspricht jedoch einer soliden, mit Experten für empirische Sozialforschung erarbeiteten wissenschaftlichen Vorgehensweise. Die Spitzengruppe weist eine statistisch nachweisbare positive Abweichung der Studierendenurteile vom jeweiligen Durchschnittswert aus.

Das klingt kompliziert – ist es auch. Vielleicht ist das der Grund, dass diese Methoden trotz ihrer transparenten Beschreibung auf den CHE-Webseiten nicht wahrgenommen werden. Möglicherweise steckt aber die Position dahinter, vertikale Unterschiede, also ein „Besser und Schlechter“, gebe es nicht, sie würden allein von Rankings konstruiert. Das aber ist eine Illusion, von der man dachte, sie wäre in den 80er Jahren beerdigt worden.

Und woher sein Pessimismus, es könne nicht klappen, dass die Unis an Verbesserungen des CHE-Rankings mitarbeiten? Von Beginn an beteiligen sich in jeder Rankingrunde Fachvertreter in Fachbeiräten an der Weiterentwicklung der Methoden. Jeder Vorschlag wird aufgegriffen und erwogen. Mit der Hochschulrektorenkonferenz stehen wir im Dialog. Die Mitarbeit der Hochschulen ist uns ein wichtiges Anliegen. Seine Forderung, dass alleine die Hochschulen die Parameter und Untersuchungsmethoden bestimmen sollen, wird zu Recht von internationalen Rankingexperten abgelehnt, denn sie bezweifeln die notwendige Neutralität und Objektivität.

Eine regionale Hochschule will sich gar nicht mit Forschungshochburgen vergleichen

Auch seine Annahme, Rankings seien sozialpsychologisch schädlich, weil man die Besten für unerreichbar hält und aufgibt, stimmt so nicht. Verständlicherweise will sich eine regional ausgerichtete Fachhochschule nicht mit einer international agierenden Forschungshochburg im Bereich Forschung vergleichen. Muss sie auch nicht. Gerade das CHE-Ranking zeigt die Vielfalt in der Hochschullandschaft. Es gibt Hochschulen Gelegenheit in Bereichen zu glänzen, die sonst nicht transparent gemacht werden. Wenn man sieht, wie selbstbewusst die deutschen Hochschulen nach jedem CHE-Ranking ihre Stärken kommunizieren, wird deutlich, dass damit die positive Wahrnehmung von Hochschulen und Wissenschaft in der Gesellschaft gefördert wird.

Bleibt sein Argument, Studienbewerber bräuchten qualitative, nicht quantitative Informationen.

Richtig ist: Studieninteressierte sollen und wollen sich bei der Wahl ihrer Hochschule nicht alleine nach Platzierungen richten. Aber das CHE-Ranking lädt keinesfalls zu simplen Schlüssen ein; vielmehr werden Studierwillige zum Nachdenken über ihre Prioritäten angeregt. Denn nicht für alle ist die Heimatnähe ein Kriterium. Wer wissen will, wo es das Fach überall gibt, mit welchen Aspekten die Studierenden an der Hochschule zufrieden sind, welche besonderen, qualitativen Profilmerkmale charakterisieren die Angebote, ist ein Fachbereich besonders forschungsstark, der findet dort Antworten.

Auch über Fakten zu durchschnittlichen Mieten oder der Anzahl der Wohnheimplätze im ausgewählten Hochschulort können sich die angehenden Studierenden im CHE-Ranking leicht informieren. Über einen Link gelangt man zu den jeweiligen Webseiten der Fachbereiche. Das alles ist besonders nützlich für die Studierwilligen, die keine Akademiker-Eltern haben, denn sie können zu Hause niemanden fragen. Das CHE-Ranking ist ein kleiner Beitrag, um die Schwelle zum Einstieg ins Studium zu senken.

Somit mein Ergebnis des Faktenchecks: Manches trifft, manches nicht – aber viele seiner Argumente sprechen gerade für eine Teilnahme am CHE-Ranking. Deshalb: Pauschale Ablehnung statt differenziertem Urteil, das ist Unfug.

Der Autor ist Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung.

Frank Ziegele

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