zum Hauptinhalt
Das Raketenflugzeug S3.

© AFP

Raketenflugzeuge: Dünne Luft und schwere Tanks

Eigentlich sind Raketen eine Fehlkonstruktion – zumindest, wenn es um Wiederverwendbarkeit geht. Einige Raumfahrtfirmen versuchen deshalb einen radikal neuen Weg zu gehen: Sie setzen auf Flugzeuge statt Raketen.

Heutige Jets sind darauf ausgelegt tausendfach eingesetzt zu werden. Sie sind allerdings nicht geeignet, ins All zu fliegen. Ihre Triebwerke benötigen Sauerstoff, um Kerosin zu verbrennen und die Maschine zu beschleunigen. Mit zunehmender Höhe sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft aber rapide ab.

Herkömmliche Triebwerke stoßen schnell an ihre Grenzen. Flugzeuge könnten wie Raketen flüssigen Sauerstoff für die Verbrennung mitschleppen. Der Treibstoff würde aber riesige Tanks benötigen und zusätzliches Startgewicht bedeuten. Reine Raketenflugzeuge würden deshalb nie die benötigte Höhe und Geschwindigkeit für einen Flug ins All erreichen. Konventionelle Raketen schleppen ihren Treibstoff zwar auch mit, werfen die leeren, nicht mehr benötigten Tanks aber nach und nach ab. Erst diese Mehrstufigkeit macht erfolgreiche Flüge ins All möglich.

Die Schweizer Firma Swiss Space Systems (S3) will dieses Problem umgehen, indem sie dem Raketenflugzeug auf den ersten Kilometern, wo es mit seinen vollen Tanks besonders schwer ist, Hilfe leistet. Die Schweizer wollen einen Satellitentransporter konstruieren, der von einem umgebauten Airbus A300 zunächst auf zehn Kilometer Höhe gebracht wird. Dort klinkt sich das flugzeugähnliche Raumfahrzeug aus, zündet sein Triebwerk, klettert auf 80 Kilometer und setzt Minisatelliten aus. Die Trabanten steigen aus eigener Kraft in ihre Umlaufbahn, das Shuttle landet auf dem nächsten Flughafen und kann erneut benutzt werden.

Das britische Unternehmen Reaction Engines, wie S3 von der Europäischen Raumfahrtagentur Esa gefördert, wählt einen noch radikaleren Ansatz. Ihr „Skylon“ sieht aus wie eine fensterlose „Concorde“ und soll von einem normalen Flughafen starten. Mithilfe seiner neuartigen Raketentriebwerke, die zunächst Luft und dann, in größeren Höhen, flüssigen Sauerstoff verbrennen können, soll er 15 Tonnen Fracht ins All bringen und anschließend wie ein herkömmliches Flugzeug landen. Mindestens 200-mal können die Triebwerke verwendet werden, verspricht Reaction Engines. Zunächst müssen sie allerdings ihren ersten Testlauf auf dem Prüfstand überstehen – wahrscheinlich noch in diesem Jahr.

Alexander Stirn

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false