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Ranking: Berlin forscht gut

Die Freie Universität und die Humboldt-Universität liegen im neuen Förder-Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft weit vorn.

Die Freie Universität und die Humboldt-Universität gehören zu den zehn in der Einwerbung öffentlicher Drittmittel stärksten Hochschulen Deutschlands. Das geht aus dem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Förderranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hervor.

Die Tabelle wird von der RWTH Aachen angeführt. Sie warb im Zeitraum 2005 bis 2007 insgesamt 257 Millionen Euro von der DFG ein und verdrängt damit die LMU München auf den zweiten Platz (249 Millionen Euro). Mit deutlichem Abstand folgen Heidelberg (215,4 Millionen Euro), die TU München (200,4 Millionen Euro) und die Freie Universität auf dem fünften Platz (194,4 Millionen Euro). Die Humboldt-Universität (153,4 Millionen Euro) liegt auf Platz 10 – sie tauscht damit ihren Rang im vorherigen DFG-Ranking mit der FU, die stärker von der Exzellenzinitiative profitiert. Die TU Berlin, im DFG-Ranking von 1996 bis 1998 noch auf Platz 16, ist weiter zurückgefallen: Sie liegt jetzt auf Platz 27 (vorher Platz 22).

Es ist das fünfte DFG-Förderranking. 90 Prozent der öffentlichen Forschungsmittel – auch von den Bundesministerien und der EU – werden berücksichtigt.

Neben der FU verdankt auch die Uni Freiburg ihren Aufstieg gegenüber dem Ranking der Jahre 2002 bis 2004 der Exzellenzinitiative (von Rang elf auf sechs). Die ebenfalls siegreiche Uni Göttingen steigerte sich vom zwölften auf den neunten Platz, Konstanz sprang sogar von Rang 34 auf Platz 16. Aber auch Hochschulen, die nicht zur Exzellenzuni gewählt wurden, konnten aufsteigen: Bielefeld gelangte „mit einem noch deutlicheren geistes- und sozialwissenschaftlichen Akzent von Platz 38 auf Platz 28“, berichtet die DFG. Als Aufsteiger im Osten hob DFG-Präsident Matthias Kleiner die TU Dresden hervor. Im ersten DFG-Förderranking über die Jahre 1991 bis 1995 lag die Uni noch auf Platz 35, inzwischen liegt sie auf Platz 18.

Hat die Exzellenzinitiative weiter zur Umverteilung zwischen den Hochschulen geführt, teilen die großen Unis den Kuchen immer mehr untereinander auf, während die kleinen und mittleren darben? Diese im Vorfeld vielfach geäußerte Befürchtung ist nicht eingetreten, sagte Kleiner. Zwar gebe es in Deutschland eine Konzentration von Mitteln. Diese habe sich aber nicht verstärkt: Schon beim ersten DFG-Ranking über die Jahre 1991 bis 1995 hätten sich zwanzig Hochschulen 59 Prozent der DFG-Mittel geteilt. Nach der Exzellenzinitiative sieht das Bild kaum anders aus: Auf zwanzig Hochschulen entfallen nun 60,5 Prozent der Drittmittel: „Für eine Verdrängung kleiner Standorte fehlt jede empirische Evidenz“, sagte Kleiner.

Das DFG-Ranking kann nicht wie eine Bundesliga-Tabelle gelesen werden, betonte Kleiner mehrfach. Denn in den einzelnen Bereichen der Wissenschaft sind die Verhältnisse kaum zu vergleichen. So entfällt auf die kostengünstige Forschung der Geistes- und Sozialwissenschaften mit 16 600 Euro pro Kopf nur die Hälfte dessen, was ein Naturwissenschaftler einwirbt, noch mehr kosten Projekte der Ingenieurwissenschaften. Blickt man auf einzelne Fächer oder Fächergruppen, zeigt sich auch, dass viele Hochschulen inzwischen Profile ausgebildet haben. So stehen sie zwar oft als Ganzes weiter unten im Ranking. In bestimmten Gebieten aber weit oben. Die Bergakademie Freiberg spielt in der Rohstoffforschung und in den Werkstoffwissenschaften oben mit, Dortmund und Hannover hätten sich auf Produktionstechnik spezialisiert, erklärte Kleiner.

In den Geistes- und Sozialwissenschaften steht die FU bundesweit bei den Einwerbungen an der Spitze (67,6 Millionen Euro), gefolgt von der HU (45,9 Millionen) und der Uni Münster (41,7 Millionen Euro). Bei den Einwerbungen pro Professor führt hier jedoch Konstanz, gefolgt von der FU und Heidelberg.

Auch in den Lebenswissenschaften sind Berlins Unis stark: Die HU liegt auf Platz 5 nach München, Heidelberg, Freiburg und Würzburg, die FU folgt auf Platz 8. In den Naturwissenschaften führt wieder München, gefolgt von Bonn und Hamburg. Die FU liegt hier auf Platz 7, die TU auf Platz 14, die HU auf Platz 15. Pro Kopf wirbt allerdings die Uni Mainz in den Naturwissenschaften mehr DFG-Geld ein als jede andere deutsche Uni (mit Abstand folgen die TU München und Bonn). In den Ingenieurwissenschaften wirbt Gesamtspitzenreiter Aachen zwar auch pro Kopf bei weitem am meisten ein. Aber es folgen Erlangen-Nürnberg, Bremen, Darmstadt, Saarbrücken und Hannover – weit vor der erfolgsverwöhnten TU München. Andreas Schlüter vom Stifterverband fordert die „High-Tech-Unternehmer“ deshalb auf, sich Erlangen oder Bremen „einmal als Kooperationspartner näher anzusehen“.

Am beliebtesten bei Gastwissenschaftlern aus dem Ausland sind die HU, die FU und die Uni München. Berlin und München sind auch diejenigen Regionen, die am meisten DFG-Mittel einwerben.

Erstmals bildet die DFG auch die Mittelverteilung der europäischen DFG ab: des 2007 eingerichteten European Research Councils (ERC), die aber nicht in das Uni-Ranking einfließen. Im europäischen Vergleich steht Deutschland demnach gut da. Von den 299 Bewilligungen des ERC gehen 72 an deutsche Wissenschaftler, britische Forscher können 68 Bewilligungen verbuchen, französische Forscher 64. Beliebtestes Zielland für die Durchführung eines ERC-Projekts ist allerdings mit Abstand Großbritannien (116), (Frankreich: 74, Deutschland: 58).

Bei den Mitteln aus dem 6. EU-Forschungsrahmenprogramm liegt Deutschland im internationalen Vergleich mit Einwerbungen von über drei Milliarden Euro (einem Anteil von 18 Prozent) vor Großbritannien und Frankreich. Während in Großbritannien der Großteil der Mittel von Unis und in Frankreich von außeruniversitären Einrichtungen eingeworben wird, ist die Lage in Deutschland ausgewogener: Ein Drittel der Einwerbungen entfällt auf die Unis, ein weiteres auf Industrie und Wirtschaft, die übrigen 40 Prozent auf außeruniversitäre Institute.

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