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Raumfahrt: Columbus erobert das All

Zehn Jahre haben 1000 Fachleute auf diesen Tag hingearbeitet: Morgen startet eine der wichtigsten Missionen in der Geschichte der Raumfahrt. Dann macht sich das Europäische Weltraumlabor Columbus, getragen vom Space Shuttle Atlantis, auf den Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Columbus ist das erste europäische Raumlabor für Langzeitforschungen im All.

In den nächsten Tagen ist es soweit: Die US-Raumfähre Atlantis soll vom Weltraumflughafen Cape Canaveral in Florida abheben. An Bord befinden sich das Europäische Weltraumlabor Columbus und eine siebenköpfige Mannschaft. Mit dabei ist der deutsche ESA-Astronaut Hans Schlegel.

Columbus ist Europas Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS und das erste europäische Weltraumlabor, in dem dauerhaft im All geforscht wird.

Erste Schritte

Sobald das Modul an der richtigen Position im All angekommen ist, wird es an der ISS montiert und in Betrieb genommen. Für Hans Schlegel steht die Außenbordmontage der Columbus am Verbindungsmodul Harmony auf dem Programm. Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Leopold Eyharts wird er außerdem das Labor für den Forschungsbetrieb vorbereiten. Geführt wird die Mission aus dem Columbus-Kontrollzentrum im Deutschen Raumfahrtzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Das Kontrollzentrum und Columbus stehen für die nächsten zehn Jahre in ständigem Kontakt.

Forschungsziele für die nächsten Jahre

An Forschungsarbeit wird es den Astronauten im Europäischen Weltraumlabor Columbus in den nächsten Jahren nicht mangeln. Rund 100 deutsche Projekte warten auf ihre Umsetzung. Die Experimente reichen von der Medizin bis zur Materialforschung, von der Grundlagenphysik der Flüssigkeiten bis zu Studien über Mikroorganismen und wirbellose Tiere. Die wissenschaftliche Kernfrage ist immer gleich: Was passiert in der Schwerelosigkeit?

Eine Studienreihe zur Untersuchung von Muskel- und Knochenschwund wird unter anderem im Fokus der wissenschaftlichen Experimente stehen. In der Schwerelosigkeit des Alls werden jeden Monat zehn Prozent der Muskelmasse des menschlichen Körpers abgebaut. Diesen Zeitraffereffekt wollen die Forscher nutzen, um beispielsweise Erkenntnisse zur Bekämpfung von Krankheiten, etwa von Osteoporose zu gewinnen - aber auch für künftige Langzeitflüge im All. Bis dahin müssen Mittel gegen Knochen- und Muskelschwund gefunden werden, denn eine Reise zum Mars und zurück dauert zwei Jahre.

Columbus
Der ganze Stolz Europas: Das Weltraumlabor Columbus. -

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Hightech pur

An Bord des knapp sieben Meter langen und 13 Tonnen schweren Labors können bis zu drei Astronauten gleichzeitig arbeiten. Die Außenwand besteht aus mehreren Lagen Aluminium, Kevla und Nextel. Sie sollen Columbus vor Beschädigungen durch Mikrometeoriten, Weltraummüll und kosmischer Strahlung schützen. Das Innere ist mit 16 sogenannten Racks ausgestattet, in denen die Ausrüstung, Computer und technische Systeme ähnlich wie in Einbauschränken untergebracht sind.

Stimmung vor dem Start

Mit Spannung wird der Start des Space Shuttles erwartet. Die Überprüfung der Systeme wurde bereits Dienstag abgeschlossen. Auch das Wetter scheint mitzuspielen. "Es ist für einen Briten gar nicht so einfach zu sagen, dass er aufgeregt ist", erklärte Alan Thirkettle, der bei der ESA für die ISS zuständig ist. "Aber wir sind sehr, sehr aufgeregt. Wir warten darauf, dass Columbus dahin kommt, wo es hingehört." Seit fast einem Vierteljahrhundert wurde an dem 1,36 Milliarden Euro teuren Labor gearbeitet. "Wir hoffen, dass wir jetzt am Ende des Anfangs sind", sagte Thirkettle.

Susanna Gotsch

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