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Rechenautomaten: Schwierig ist der Sprung über die Zehnergrenze

Zwischen eins und zehn ist die Welt noch in Ordnung. Die Schwierigkeiten mit der Mathematik beginnen für Kinder dort, wo zehn Finger fürs Abzählen nicht mehr ausreichen.

Zwischen eins und zehn ist die Welt noch in Ordnung. Die Schwierigkeiten mit der Mathematik beginnen für Kinder dort, wo zehn Finger fürs Abzählen nicht mehr ausreichen.

Interessanterweise haben nicht nur Kinder Probleme mit dem Sprung über die Zehnergrenze hinweg, sondern auch Maschinen.

Im Bonner „Arithmeum“ erfährt der Besucher, wie die Apparate das Rechnen lernten und dabei immer schneller und zuverlässiger wurden. Sehenswert ist das noch junge Museum nicht nur wegen seiner einzigartigen Sammlung von Rechenmaschinen, die sich vom 18. Jahrhundert an zu wahren Wunderwerken der Feinmechanik entwickelten, sondern auch wegen der gelungenen Zusammenstellung von Mathematik und Kunst.

Der Rundgang beginnt mit dem Jahr 1623. In diesem Jahr erfand Wilhelm Schickard in Tübingen den ersten Automaten, der den Zehnerübertrag automatisch bewerkstelligte. „Du würdest hell auflachen, wenn Du sehen würdest und erlebtest, wie sie die Stellen links, wenn es über einen Zehner oder Hunderter weggeht, ganz von selbst erhöht“, schrieb er an den Astronomen Johannes Kepler.

Der schreibmaschinengroße Kasten hat Knöpfe, hinter denen sich Zahnräder verbergen. Für eine Addition dreht man sie in die eine, für die Subtraktion in die andere Richtung.

Den Zehnerübertrag liefert ein Einrad: ein Zahnrad mit nur einem einzigen Zahn statt mit zehn Zähnen. Es greift entsprechend selten in die Rechnung ein: nur dann, wenn sich eines der übrigen Zahnräder über den Wert neun hinaus dreht.

Raffiniertere Zählmechanismen mit Staffelwalze und Sprossenrad erfand der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz. Mit ihm setzte die Lust an einer Mechanik ein, die sich über Giovanni Polenis rechnende Turmuhr bis zu den Tasten-Addiermaschinen hinzieht, darunter der von 1906 an verkaufte „Kollektor“ der Uhrenfirma Bürk: „Schon’ Deinen Spiritus rector, ich bring Dir Bürks Kollektor!“ Danach wird es elektronisch – was dank der multimedialen Aufbereitung des Arithmeums nicht weniger reizvoll und lehrreich ist. tdp

Das „Arithmeum – Rechnen einst und heute“ an der Bonner Hofgartenwiese, Lennéstr. 2, ist geöffnet von Di bis So, 11 bis 18 Uhr.

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