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Wissen: Reparierter Bachelor

Unis im Südwesten verbessern ihre Studiengänge

Schon vor dem Bologna-Kongress des Landes am heutigen Montag haben die baden-württembergischen Universitäten ihre Bachelor-Studiengänge auf den Prüfstand gestellt und bessern umfassend nach. An der Universität Heidelberg werden gleich 15 der neuen Bachelor-Studiengänge wieder aufgehoben. Sie hätten sich als zu stark spezialisiert erwiesen, sagte eine Sprecherin der Universität. Künftig sollten wieder größere Einheiten „eine breite wissenschaftliche Ausbildung sicherstellen“.

Auch an nahezu allen anderen Landes-Universitäten wird repariert: Die Uni Karlsruhe möchte die Dichte bei Modulen und Prüfungen reduzieren. In Ulm will die Universität mit einer neuen Rahmenprüfungsordnung größere Spielräume eröffnen. In einigen Fächern wird die Zahl der Klausuren gesenkt. An der Universität Stuttgart überarbeitet eine mit Studenten und Professoren ausgewogen besetzte Kommission die Eckwerte für die Bachelor-Fächer.

Die baden-württembergischen Studentenvertreter bezeichnen Prüfungslast und Leistungsdruck als zentrale Probleme der neuen Abschlüsse, auf die sich die Europäer 1999 in Bologna geeinigt hatten. Damit der Blick über den Tellerrand möglich bleibt, hat die Universität Konstanz das Bachelor-Studium in Psychologie und Informatik bereits von drei auf vier Jahre verlängert, die Universität Tübingen das Studium in Psychologie und Physik. Tübingen prüft zudem einen „Bachelor plus“, der mehr Zeit lässt.

Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) hatte sich im Dezember mit den Rektoren in einem Memorandum auf Sofortkorrekturen zum nächsten Winter verständigt. Das Ziel: „Bessere Studierbarkeit, geringere Prüfungsdichte und mehr Raum für kritische Reflexion.“ Das Land hat einen Wettbewerb gestartet für Modelle eines Studiums individueller Geschwindigkeiten.

Am Montag will Frankenberg auf der Bologna-Konferenz in Stuttgart mit Studenten und Professoren sprechen. Der Bachelor-Fan spricht sich für Verbesserungen aus. „Wir dürfen dabei aber nicht den Fehler begehen, dem alten System mit überlangen Studienzeiten und kaum strukturierten Studienprogrammen nachzutrauern“, mahnt der Minister. Das Umrüsten auf Bachelor und Master ist in Baden-Württemberg so gut wie abgeschlossen. Nur 79 Magister- oder Diplomfächer kommen auf 1 320 Fächer mit Bachelor und Master.

Der Bachelor sollte auch die Mobilität verbessern. Das gelingt aber oft nicht. Selbst im Inland müssen nun Austauschprogramme helfen. So beteiligt sich die Uni Freiburg im Fach Archäologie an einer Art „Erasmusprogramm innerhalb Deutschlands“. Auch eine FH-Allianz organisiert einen innerdeutschen Austausch.

Mit Sorge blickt der Vorsitzende der Konferenz der baden-württembergischen Fachhochschulen, Achim Bubenzer auf die Debatte. Die Uni-Probleme überdeckten Erfolge der FHs, sagt er. Diese hatten gleich auf sieben- und achtsemestrige Bachelor gesetzt. Dies werde von radikaler Kritik verdeckt, fürchtet Bubenzer – auch bei der Bologna-Konferenz. fvb

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