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Rollenverständnis: Lesen ist was für Mädchen

Immer noch entscheidet ein altes Rollenklischee im Kopf von Eltern und Lehrern darüber, wie gut Mädchen beim Lesen und Jungs in Mathe sind. Das belegt eine Sonderauswertung von Pisa-Daten.

Mit zehn Jahren - am Ende der Grundschulzeit - sind Mädchen und Jungen etwa gleich gut im Rechnen. Mit 15 Jahren schneiden Mädchen schlechter ab als gleichaltrige Jungen. Beim Lesen sind Mädchen jedoch bereits in der Grundschule überlegen. Diese Unterschiede verschärfen sich, je älter die Kinder werden und haben auch Einfluss auf die Wahl des Berufs oder Studiums. Und das ist nicht nur in Deutschland so, sondern in den meisten Industriestaaten.

Fähigkeiten scheinen eine untergeordnete Rolle zu spielen. Obwohl sich in den Naturwissenschaften die Schulleistungen von Jungen und Mädchen kaum unterscheiden, studieren junge Frauen deutlich häufiger Biowissenschaften. In mathematisch- oder ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen sind dagegen in allen untersuchten OECD-Staaten die jungen Männer überrepräsentiert.

Das klassische Rollenbild von Mann und Frau präge das Förderverhalten von Eltern wie Lehrern, ergaben die Daten. Vorurteile wie "Lesen ist nichts für Jungen" oder "Mathe ist nichts für Mädchen" dürften in der Bildung aber keinen Bestand haben, mahnte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Wie sehr Elternverhalten das spätere Lerninteresse von Jugendlichen beeinflussen kann, wird bei einer Begleitumfrage deutlich. Danach sehen sich in Deutschland Eltern mit ihren zehnjährigen Söhnen fast doppelt so häufig wissenschaftliche Fernsehsendungen an als mit ihren Töchtern.

Auch Lehrer sollten sich bewusst machen, welche Erwartungen sie an ihre Schüler haben. Sie müssten Strategien entwickeln, um das Selbstbewusstsein und die Motivation von Mädchen und Jungen in ihren jeweils schwachen Fächern zu stärken, empfahl Gurria.

ZEIT ONLINE

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