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Ruhr-Caritas bekommt 20 Prozent weniger: Bistum Essen setzt den Rotstift an

Die Caritas im Bistum Essen steht vor großen finanziellen Einschnitten. Der Zuschuss des Bistums aus Kirchensteuermitteln soll bis 2016 um rund ein Fünftel sinken. Die Caritas hat entsprechende Zahlen bestätigt.

Caritas-Sprecher Michael Kreuzfelder bestätigte am Mittwoch entsprechende Zahlen, die aus einer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Resolution der Delegiertenversammlung des Verbandes hervorgehen. Darin bittet das Gremium Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, die Kürzungen zu überdenken. Sonst müssten Dienste und Angebote aufgegeben werden. Laut Papier erhielt die Caritas im Jahr 2014 noch 15,8 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln. Dieser Betrag sinkt bereits im Etat des laufenden Jahres um eine Million Euro (6,7 Prozent). 2016 soll er dann auf 12,5 Millionen Euro reduziert werden. Im Vergleich zu 2014 beträgt das Minus dann 3,3 Millionen Euro und damit 21,2 Prozent. Im Jahr 2017 werde dann über den Zuschuss für 2018 entschieden.

Minus von 21,2 Prozent

Die Kirchensteuermittel für den Verband fließen zu rund 80 Prozent an die zehn Ortsverbände, wie es hieß. Damit würden besonders „die nicht refinanzierten Beratungsdienste wie die Erziehungsberatung, die Wohnungslosenhilfe, die Bahnhofsmission und die Suchtberatungsstellen“ bezahlt. Hier müssten wegen der Einsparungen Angebote aufgegeben werden. „Unser Prädikat 'Nah am Menschen' würde durch diese Schließungen kaum noch aufrecht zu erhalten sein“, so die Caritas-Delegierten.

Für das laufende und kommende Jahr gibt es nach den Angaben noch keine Auswirkungen auf den Haushalt, da der „Schwankungsreserve“ Mittel entnommen werden. 2016 sei dieser Topf gänzlich aufgebraucht. Die aus rund 100 Personen bestehende Delegiertenversammlung, in der unter anderen neben den Caritas-Ortsverbänden auch Fachverbände vertreten sind, bekundet Unverständnis über die Mittelkürzung. Angesichts derzeit steigender Kirchensteuereinnahmen sei die Entscheidung nicht nachzuvollziehen. Überdies habe das Bistum 2013 einen Überschuss von 21,8 Millionen Euro erzielt.

Gremium bittet den Bischof, Kürzungen zu überdenken

Die Verbandsvertreter stören sich insbesondere an der Aufkündigung einer erst 2012 erfolgten Finanzierungsvereinbarung. Danach sollte die Caritas bei Aufstellung eines Haushaltes immer mit 10 Prozent des Netto-Kirchensteueraufkommens vom Vorjahr rechnen können. Unter dem seit Juni 2014 amtierenden neuen Bistums-Finanzchef Daniel Beckmann wurde diese Koppelung wieder aufgegeben. Deswegen soll dem Vernehmen nach auch Domkapitular Hans-Werner Thönnes sich aus seiner Caritas-Funktion zurückgezogen haben. Er gab sein Amt als Bischofsvikar für die Caritas zum 1. Dezember vorigen Jahres auf. Als unmittelbarer Vertreter des Bischofs im Bereich der Caritas hatte der einstige Essener Generalvikar erst seit Ende 2012 gewirkt.

Kirchensteuereinnahmen sinken

Trotz aller Kritik räumt auch die Delegiertenversammlung ein, dass sich das Bistum Essen und damit auch die Caritas mittelfristig auf sinkende Kirchensteuereinnahmen einstellen muss. Ein von Bischof Overbeck angestoßener „Prozess der Verbandsentwicklung“ sei von daher zu begrüßen. Dabei müsse es unter anderem darum gehen, am Bedarf orientierte Angebote sicherzustellen.

Ähnlich sieht es Caritasdirektor Andreas Meiwes. Er zeigte sich gegenüber KNA „alles andere als glücklich darüber, dass wir als Caritas zu diesem Zeitpunkt mit Einsparungen in dieser Höhe konfrontiert sind“. Aber auch er macht darauf aufmerksam, dass mit einer Abnahme der Kirchensteuer zu rechnen sei. Und dies bedeutet für ihn unweigerlich: Aufgaben neu definieren und Ausgaben reduzieren. In den kommenden zwei Jahren müsse sich die Caritas für die Zukunft neu aufstellen. Andreas Otto (KNA)

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