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© Mike Wolff

Wissen: Sammeln und forschen

Mit offenem Mund betrachten Besucher der Ausstellung „Anders zur Welt kommen“ im Alten Museum drei Grundrisse der Berliner Universität um 1825. Die Räume sind überwiegend mit Sammlungen belegt, und für Vorlesungen ist nur wenig Platz.

Mit offenem Mund betrachten Besucher der Ausstellung „Anders zur Welt kommen“ im Alten Museum drei Grundrisse der Berliner Universität um 1825. Die Räume sind überwiegend mit Sammlungen belegt, und für Vorlesungen ist nur wenig Platz. Die im Jahre 1807 von Alexander von Humboldt mit Inbrunst vertretene Idee, die Kunstkammer des Schlosses mit anderen Beständen in ein Universalmuseum zu überführen, war durch Wilhelm von Humboldt und andere mit der Gründung der Universität 1810 verwirklicht worden. Darin, dass sie ein Museum mit angeschlossenem Forschungs- und Lehrbetrieb war, lag die Kraftquelle ihrer einzigartigen Erfolgsgeschichte.

Als die Erfolge dieser Sammlungen zu einer Fülle von Spezialmuseen geführt hatten, gelang es dem papierfixierten historischen Positivismus des 19. Jahrhunderts jedoch, die Wertschätzung dieses Ensembles wie eine Gehirnwäsche aus der Erinnerung zu tilgen. Diese Situation hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten jedoch auf mitreißende Weise umgekehrt. Die Universität hat beträchtliche Anstrengungen unternommen, die Kultur- und Naturwissenschaften über die Kraft der Objekte zu binden. Hieraus entstand der Auftrag, gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Landesbibliothek das Humboldt-Forum im zu errichtenden Schloss zu betreiben. Erneut einen Mikrokosmos zu schaffen, in dem globale Probleme erörtert werden, bedeutet die unnachahmliche Chance, eine neue Form von Wissenschaft aus dem produktiven Potenzial von Sammlungen als Laborräumen zu erschließen.

Horst Bredekamp ist seit 1993 Professor für Kunstgeschichte an der HU.

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