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Erschöpft. Wer viel Neues erlebt, muss auch viel schlafen.

© dpa

Schlaf, Kindlein, schlaf: Nickerchen helfen Babys, sich zu erinnern

Bereits bei sechs und zwölf Monate alten Kindern fördert Schlaf das Langzeitgedächtnis. Allerdings müssen die Nickerchen dazu länger als eine halbe Stunde dauern.

Nur wenn ein Baby nach einer lehrreichen Erfahrung länger als eine halbe Stunde schläft, kann es sich später an die gelernten Fakten oder Ereignisse erinnern. Bereits bei sechs und zwölf Monate alten Kindern fördere Schlaf das Langzeitgedächtnis, schreiben Psychologinnen um Sabine Seehagen von der Ruhr-Universität Bochum im Fachblatt „PNAS“.

Die Forscherinnen besuchten etwa 220 Babys je zwei Mal zu Hause. Vom Schoß eines Elternteils aus beobachteten die Kinder ein Handpuppenspiel: Eine Psychologin zog der Puppe einen Handschuh aus, schüttelte ihn, so dass ein eingenähtes Glöckchen klingelte, und zog der Puppe den Handschuh wieder an. Nach vier oder 24 Stunden präsentierte sie dem Kind die Puppe erneut und wartete 90 Sekunden, ob es sich daran erinnerte und die Forscherin imitierte. Zusätzlich wurde dokumentiert, ob und wie lange die Kinder in den vier Stunden nach der Vorführung geschlafen hatten.

Den Schlaf nachzuholen, half den Kindern nicht

Tatsächlich erkannten nur die Babys das Spiel, die in dieser Zeit mindestens eine halbe Stunde (meist eine bis anderthalb Stunden) geschlafen hatten. Ein kürzeres Nickerchen hatte keinen Effekt. Auch die Gruppe, die in den ersten vier Stunden weitgehend wach blieb, später aber ganz normal schlief, schnitt bei dem Besuch nach 24 Stunden nicht gut ab.

Dies sei der erste experimentelle Nachweis, dass der ausgiebige Schlaf im ersten Lebensjahr dabei hilft, Erinnerungen zu speichern, schreiben Seebald und ihre Kolleginnen. Kleine Kinder filtern ihre Eindrücke noch nicht. Möglicherweise sei ihr Zwischenspeicher – der Hippokampus – deshalb bereits nach vier Stunden überlastet und überschreibe wahllos alte mit neuen Informationen. Nur wenn sie rechtzeitig schlafen, würde das Gelernte in Langzeitgedächtnis gerettet. Die Forscherinnen wollen nun mit Hirnstrommessungen ermitteln, ob – ähnlich wie bei Erwachsenen – der Tiefschlaf dafür verantwortlich ist. Das würde erklären, warum das Nickerchen so lang sein musste: Babys sinken nur langsam in einen ähnlichen Zustand.

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