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Bei der Rechtschreibung hapert es bei den Schülern quer durch die Bundesländer.

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Schulpolitik: Mehr Orthografie wagen

Die Kultusministerkonferenz setzt sich für die Schreibschrift ein. Die Präsidentin der KMK, Brunhild Kurth, sieht darin eine unterschätzte Kulturtechnik.

Von Hand geschrieben und "mit richtigen Wörtern", wünscht sich Brunhild Kurth (CDU) ihre Geburtstagspost. In der Schreibschrift sieht die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) eine unterschätzte Kulturtechnik, für deren Erhalt sie streitet. Und die Rechtschreibung, nun ja, da hapert es quer durch die Bundesländer. Im zweiten großen Länderbildungsvergleich soll deshalb die Orthografie gesondert abgeprüft werden. Zum zweiten Mal werden 2016 die Viertklässler aller Länder auf ihre Mathematik- und Deutschkenntnisse getestet. In Deutsch geht es dann ans Eingemachte: Lesen, Sprechen, Zuhören und erstmals auch Orthografie. Darauf einigte sich die KMK am Freitag in Leipzig. Die richtig geschriebenen Wörter seien eben wichtig, "auch wenn es auf dem Computer Rechtschreibprogramme gibt", stellte Kurth klar.

Nicht in Klausur, sondern mitten in den Trubel der Leipziger Buchmesse schleppte die Kultusministerin von Sachsen ihre Kollegen zur üblichen Quartalskonferenz. Da lässt sich die Deutsch-Kompetenz schon mit einem Blick aus dem Panoramafenster feststellen. So viele junge Menschen, die in knalligen Manga-Lackstiefeln in die Messehallen staksen, da freut sich die KMK-Chefin: "Das Lesen ist noch nicht aus der Mode gekommen." Zeit zum Bücherschnuppern haben diesmal auch die Schüler, die frei haben, weil ihre Lehrer streiken.

Den tagenden Kultusministern ging es in erster Linie um die Bewegungsfreiheit der Lehrer. Alle 16 Länder haben inzwischen die Hemmnisse umziehender Lehrer abgebaut, zu diesem Schluss kommt die KMK in ihrem Bericht über "Regelungen und Verfahren zur Erhöhung der Mobilität und Qualität von Lehrkräften". Vor zwei Jahren hatten sich die Länder verpflichtet, dem Lehramtsnachwuchs einen gleichberechtigten Zugang zum Vorbereitungsdienst zu ermöglichen. Lehrer sollen demnach grundsätzlich in allen Bundesländern arbeiten können. Dafür haben die Länder ihre Anerkennung von Abschlüssen nachgebessert. Doch bleibt die Konkurrenz um den raren Lehrernachwuchs bundesweit ein Thema.

Lehrerwerbeaktionen, wie sie Kurth in Sachsen angestoßen hat, standen zwar nicht auf der Tagesordnung in Leipzig, lieferten aber Stoff für die Pausenhofgespräche. Sachsen wie auch Sachsen-Anhalt werben in anderen Ländern um Anwärter, besonders für die wenig beliebten Stellen auf dem platten Land, wo der Mangel groß ist. Das laufe aber durchaus einvernehmlich, sagt Kurth. "Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, nicht in anderen Bundesländern zu wildern." Gerade Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Hessen bilden Lehrer über Bedarf aus. Voraussetzung sind indes einheitliche Standards. Wie auch bei den Schülern.

Christine Keilholz

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