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Schulstudie: Pisa: Kultusminister ärgern sich über OECD

Deutschland soll seine Entscheidung darüber, ob es an der internationalen Pisa-Studie 2012 teilnehmen will, vertagen. Dieser Ansicht ist Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU).

Aus Ärger über die OECD hat die Kultusministerkonferenz (KMK) ihren endgültigen Beschluss über die Teilnahme an Pisa 2012 vertagt. Die Kultusminister fordern seit längerem ein Gespräch über verschiedene Streitpunkte mit der zuständigen OECD-Direktorin Barbara Ischinger. Und sie vermissen bislang ein Finanzierungskonzept zu Pisa 2012. Bund und Länder teilen sich die Kosten, für Pisa 2009 bringen die Länder 3,1 Millionen Euro auf. Aus Pisa aussteigen will die KMK aber nicht, wie versichert wurde. Der am Donnerstag in Berlin gefasste Beschluss enthält auch eine Absichtserklärung zur Teilnahme. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan Hendrik Olbertz (CDU) sagte dem Tagesspiegel: „Ich bin ganz sicher, dass wir 2012 teilnehmen.“ Bis zum Oktober muss sich die KMK verbindlich festlegen. Vorher wolle man aber „die Spielregeln mit der OECD klären“, hieß es aus der KMK.

Generell haben die Kultusminister schon mit den Konstanzer Beschlüssen von 1997 und in ihrer Gesamtstrategie zum „Bildungsmonitoring“ 2006 beschlossen, an den Pisa-Studien teilnehmen zu wollen. Zumal Politiker unionsgeführter Länder stört es aber seit langem, dass der Bildungskoordinator der OECD in Paris, Andreas Schleicher, die Ergebnisse vor ihrer offiziellen Veröffentlichung stets selbst intoniert. Dabei kommt Deutschland nach Ansicht von Kultusministern jedesmal zu schlecht weg. Auf Unverständnis stieß es deshalb, als die OECD vor einem Jahr die deutschen Pisa-Forscher von allen Vorabnachrichten über Pisa mit der Begründung ausschloss, in Deutschland seien im Jahr 2007 Ergebnisse vorab der Presse zugespielt worden.

Ebenfalls noch nicht beigelegt ist der Streit um die Interpretation der Ergebnisse in den Naturwissenschaften vom vergangenen Jahr. Schon bevor die Studie offiziell veröffentlicht war, erklärte Schleicher, Deutschland habe sich nur wegen eines veränderten Test-Designs verbessert. Hingegen erkannten die deutschen Pisa-Forscher eine „statistisch bedeutsame Entwicklung“. Das Design sei durchaus mit dem der vorherigen Tests vergleichbar. Während im linken Spektrum der Eindruck enstand, Deutschland wolle seine Ergebnisse schönreden, sah man im konservativen Lager den Beweis erbracht, Schleicher gönne den Deutschen erst dann Erfolge, wenn sie das Gymnasium abgeschafft hätten.

Die KMK beschloss bei ihrem Treffen auch die Bildungsstandards für den Hauptschulabschluss in Mathematik und Englisch, um die es ebenfalls Streit gegeben hatte. Bei einem Testlauf waren viele Hauptschüler durchgefallen. Darum wollte die KMK die Standards bis 2012 aussetzen, bis sie gesenkt sind. Es gab öffentliche Proteste. Gesenkte Standards hätten eine Annäherung an das Niveau der Grundschule bedeutet. Jetzt soll es bei den Hauptschulstandards in Mathematik eine Aufspaltung der niedrigsten Kompetenzstufe I in das niedrigste Niveau Ia und das etwas höhere Ib geben: Die KMK will mit Fördermaßnahmen möglichst viele Schüler auf Ib bringen. Neue Zwischenschritte bei den Kompetenzstufen soll es auch beim Hörverstehen in Englisch geben. Anja Kühne

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