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Science Slam: Studenten als Entertainer

Beim Poetry Slam präsentieren darstellungsfreudige Lyriker selbst geschriebene Texte und Gedichte, das Publikum agiert als knallharte Jury und beklatscht oder buht aus. Bei Science Slam ist es ähnlich.

Eine bekannte Situation für jeden Hochschulabsolventen: Auf die Frage nach dem Forschungsthema der Abschlussarbeit verliert sich der Nachwuchswissenschaftler in Erklärungen, bis die Aufmerksamkeit des Gegenübers auf Null gesunken ist. Wie aber ein hochkomplexes Thema so aufbereiten, dass auch jemand Fachfremdes die Begeisterung nachvollziehen kann? Oft macht die Art der Präsentation den Unterschied. Seit einiger Zeit können junge Forscher in sogenannten Science Slams darin wetteifern, der breiten Masse ihre wissenschaftlichen Ergebnisse so unterhaltsam wie möglich zu vermitteln.

Science Slam? Beim Namensvetter Poetry Slam präsentieren darstellungsfreudige Lyriker selbst geschriebene Texte und Gedichte, das Publikum agiert als knallharte Jury und beklatscht oder buht aus. Ähnlich ist ein Science Slam konzipiert. Die Slammer, meist Nachwuchswissenschaftler, Promovierende oder Absolventen, stellen ihre selbst erarbeiteten, aktuellen Forschungsergebnisse auf unterhaltsame und verständliche Art und Weise vor. Auch hier gilt es, das (fachfremde) Publikum innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens zu überzeugen.

Die TU Darmstadt beansprucht für sich, das Format erfunden zu haben; der erste Wettstreit vor einer breiten Öffentlichkeit fand 2008 in Braunschweig statt. Es folgten Hamburg, Berlin und weitere deutsche Städte. Thematisch sind keine Grenzen gesetzt. Beim letzten Berliner Slam am 3. Mai im Café Edelweiss reihten sich Themen wie „Sinnkrise als Chance: Die Entstehung der Philosophie im alten Griechenland“, „Empathie im Spiegel“ oder „Sex und Mathematik“ nahtlos aneinander.

Die Publikumsjury auf seine Seite zu ziehen, ist kein leichtes Unterfangen. Leidenschaft für das eigene Forschungsgebiet und ein Hang zur Selbstdarstellung sind Mindestvoraussetzungen. Damit das Publikum dem Vortrag folgen kann, ist eine Vereinfachung der Materie dringend notwendig. Doch immer wieder überschreiten auch Slammer den schmalen Grat und unterfordern das vor allem studentische Publikum. Wer eine Folge der „Sendung mit der Maus“ nachspielt, wird nicht als Sieger hervorgehen.

Der nächste Slam in Berlin findet am 3. Juni im Lido statt. Am 10. Juni präsentieren Policult, MotorFM und der Kreuzberger Club SO 36 pünktlich zur WM eine abgewandelte Form des Science Slam. In den Wettstreit treten dürfen diesmal auch bereits etablierte Forscher, erlaubt ist alles zum Thema Fußball im weitesten Sinne. Mehr im Internet unter: www.scienceslam.net, www.scienceslam.de/berlin und www.scienceslam-berlin.de

Laura Backes

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