zum Hauptinhalt
Los geht's. Mit der Vorbereitungswoche sind die Berliner Unis ins Wintersemester gestartet (im Bild die Humboldt-Uni im Herbst 2011).

© dapd

Semesterstart: Berliner haben das Nachsehen an Hauptstadt-Unis

In Berlin ist es noch schwieriger geworden, einen Studienplatz zu bekommen. Das Nachsehen haben die hiesigen Abiturienten. In diesem Wintersemester ist der Anteil der Landeskinder an Berliner Hochschulen gesunken.

Der Numerus Clausus (NC), die Abiturnote, mit der Studienbewerber einen Platz an einer Berliner Universität erhalten, verschärft sich nach Informationen des Tagesspiegels in vielen Fächern. So sprang der Notengrenzwert für das Fach Chemieingenieurwesen an der TU Berlin von 3,2 im vergangenen Wintersemester auf jetzt 1,5. In Lebensmittelchemie zog der NC von 2,7 auf 1,9 an. Für Psychologie an der Humboldt-Universität mussten Studienbewerber sogar eine 1,0 mitbringen (Vorjahr: 1,2), für Jura 1,6 (Vorjahr 1,7). Für Grundschulpädagogik stieg die Mindestnote an der HU um ein Zehntel auf 1,9. An der Freien Universität verschärften sich die Zulassungsbedingungen für Jura ebenfalls, ebenso in anderen beliebten Fächern wie BWL, Deutsche Philologie, Politikwissenschaft und Biochemie. An den Universitäten beginnen die Vorlesungen des Wintersemesters in einer Woche.

Die Ursache für den verschärften NC liegt in den noch einmal gestiegenen Bewerberzahlen. In Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg und Bremen verlassen wegen der um ein Jahr verkürzten Gymnasialzeit doppelte Abiturjahrgänge die Schulen. In Bayern und Niedersachsen war das schon im vergangenen Jahr der Fall. Hinzu kommt die Aussetzung der Wehrpflicht im vergangenen Jahr. Dadurch stieg die Anzahl studierender Männer um 26 Prozent. Zugleich ist die Studierneigung unter den Schulabgängern bundesweit so hoch wie nie zuvor. Mehr als jeder Zweite eines Jahrgangs nimmt bereits ein Studium auf.

Um ihre Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen, bewerben sich viele Studieninteressierte gleich an mehreren Hochschulen. Die Humboldt-Universität registrierte für mit NC belegte Bachelor-Studiengänge 33600 Bewerbungen, das waren 3600 mehr als im Vorjahr. Zu vergeben waren 4200 Plätze. Die Freie Universität bekam 32 000 Bewerbungen für 4200 Plätze, das sind 1500 mehr als im Vorjahr. Um die Entwicklung aufzufangen, haben die Berliner Hochschulen mit Mitteln aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern seit 2008 zusätzlich 7500 Plätze für Studienanfänger geschaffen. So können in diesem Jahr 31500 Erstsemester in Berlin ihr Studium aufnehmen.

Doch die Berliner Hochschulen sind bundesweit besonders attraktiv. Darum müssen die Berliner Landeskinder weiterhin sehr gute Abiturnoten haben, um gegen die auswärtige Konkurrenz zu bestehen. Von allen Bewerbungen machten die der Berliner Schulabsolventen für das Wintersemester 35 Prozent aus, teilte die Senatsverwaltung für Wissenschaft auf Anfrage mit. Wie hoch der Anteil der Berliner bei den Zulassungen war, lasse sich noch nicht sagen. Allerdings hat die Verwaltung im Februar einen Anteil von 37 Prozent an Landeskindern unter den Studienanfängern in Berlin prognostiziert. Im Jahr 2000 lag ihr Anteil noch bei 47 Prozent. Eine Quote für Landeskinder verbietet der Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz.

Die Kapazität der Berliner Hochschulen war schon 2011 zu 113 Prozent ausgelastet, wie die Senatsverwaltung mitteilt. In bestimmten Fächern liegt sie in diesem Jahr aber deutlich höher. Der Vizepräsident für Lehre und Studium der Humboldt-Universität, Michael Kämper-van den Boogaart, bezeichnete die Raumsituation an seiner Hochschule als „sehr angespannt“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false