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Bundesbildungsministerin Annette Schavan.

© ddp

Stipendien: Hängepartie für Begabte

Geht der Bundesbildungsministerin das Geld für eins ihrer Lieblingsprojekte, die Förderung begabter Studierender, aus? Stipendiaten fühlen sich von Annette Schavan verunsichert.

Laut Haushaltsaufstellung sollten im Jahr 2010 eigentlich rund 197 Millionen Euro an die Begabtenförderwerke fließen, gegenüber dem Vorjahr 65 Millionen Euro mehr. Doch weder wissen die Begabtenförderwerke, wie viel davon bis Ende des Jahres tatsächlich bei ihnen ankommt, noch scheint es sich um eine dauerhafte Erhöhung der Mittel zu handeln. Denn für 2011 sieht die Regierung wieder deutlich geringere Zuschüsse vor, nämlich rund 136 Millionen.

„Alle Studienförderwerke sind völlig verunsichert, keiner blickt mehr durch“, ist aus einer Stiftung zu hören, die begabte Studierende fördert. Aus dem Bundesbildungsministerium gebe es seit Wochen „widersprüchliche Ansagen“. Die Begabtenförderwerke befänden sich darum in einer schwierigen Hängepartie. Zum Herbst werden wieder neue Stipendiaten aufgenommen. Wie viele es sein werden, wie hoch ihre Stipendien sind und wie viel Büchergeld sie bekommen, müsse deshalb eigentlich schon jetzt geklärt sein. „Wir können die ja nicht einfach aufnehmen und hinterher sagen: Pech gehabt!“, heißt es aus der Stiftung.

Schavan hat bereits in ihrer ersten Amtszeit die Zahl der staatlich geförderten Stipendiaten auf einen Anteil von einem Prozent aller Studierenden erhöht. Eine Verdoppelung bei den Stipendiaten der Begabtenförderwerke war geplant. Zusammen mit den neuen nationalen Stipendien sollten dann mittelfristig zehn Prozent aller Studierenden gefördert werden. Mit der Einführung des nationalen Stipendienprogramms sollte auch das Büchergeld für die Begabten um 275 Prozent erhöht werden, von 80 auf 300 Euro. Jetzt rätseln die Stipendiaten in Internetforen darüber, womit sie rechnen können.

Ein gefundenes Fressen für die SPD: Die Begabtenförderwerke müssten „bluten für Schavans desolate Amtsführung“, erklärte am gestrigen Dienstag der Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann.

Auch Schavans nationale „Elitestipendien“ würden „implodieren“. Schon seit einigen Wochen ist bekannt, dass Schavan inzwischen nur noch einen Bruchteil der ursprünglich geplanten Stipendien auflegen will. Im Jahr 2013 sollte der Staat eigentlich 160 Millionen Euro ausgeben und damit knapp 90 000 Studierende (gut vier Prozent), fördern. Jetzt soll die Summe bis 2013 nur noch auf 30 Millionen Euro anwachsen, das reicht für 18 000 Stipendiaten (knapp ein Prozent).

Ein Sprecher aus Schavans Ministerium erklärte auf Anfrage, man wolle die Hochschulen nicht mit einem zu hohen Tempo bei den Stipendien überfordern. Wie viel Geld der Bund für die Begabtenförderwerke ausgeben werde, werde sich erst bei den Haushaltsberatungen im Herbst zeigen: „Der Ausbau der Begabtenförderung bleibt weiterhin ein Schwerpunkt der Bundesregierung.“ Auch werde man alles daran setzen, die im Koalitionsvertrag beschlossene Büchergelderhöhung umzusetzen.

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