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Wünsch dir was. Wer kreativ wirbt, bekommt etwa ein Laptop bezahlt.

© dpa

Stipendien: User entscheiden, wer gefördert wird

Über das "Demokratische Stipendium", das Unternehmen finanzieren, stimmen Besucher auf einer Homepage ab. Die Bewerber schildern dort ihr "Projekt", für das sie das Geld brauchen.

Zimmer im Studentenwohnheim, Gesangsexamen, neuer Laptop, Menschenrechtsprojekt, Auslandssemester in den USA – die Wünsche von 600 Studentinnen und Studenten können sehr unterschiedlich sein, eins haben sie aber meistens gemeinsam: Sie kosten viel Geld. Das „Demokratische Stipendium“, das dieses Jahr in die dritte Runde geht, soll helfen, diese Träume zu verwirklichen. Anders als bei Bildungskrediten oder bürokratischen Bafög-Anträgen geht es hier nicht um staubige Formulare, Zinsen und Verpflichtungen. Wenn es nach dem Verein Absolventa e. V. geht, soll die Demokratie, „die Herrschaft des Volkes“, nämlich nicht mehr nur ein Staatsgebilde sein. Jetzt soll nach den Grundsätzen einer Bundestagswahl auch über die persönlichen Anliegen junger Menschen entschieden werden.

Das funktioniert so: 20 Unternehmen haben über 45 000 Euro in einen großen Spendentopf geworfen. Jedes Mal, wenn ein Besucher der Homepage www.stipendium.de auf den Facebook-Button „Gefällt mir“ klickt, geben sie einen Euro dazu. Die Studierenden präsentieren auf der Website ihren Förderungswunsch auf möglichst ansprechende, kreative Weise. Gerne werden dafür Videos produziert, Bilder gemalt, eigene Songs aufgenommen. Wer von einem Anliegen besonders überzeugt ist, kann – wieder per Facebook – dafür abstimmen. Die Bewerber mit den meisten Stimmen bekommen am Ende das Stipendium. Wie viele Sieger es geben wird, hängt dann davon ab, wie hoch die Spendensumme bis zum Ende der Abstimmung gewachsen ist.

Noch bis Anfang Mai kann gewählt werden. „Wir hoffen, dass wir bis dahin noch die Fördersumme von 50 000 Euro knacken“, sagt Absolventa-Sprecher Ralf Junge. In diesem Jahr könne man mehr Bewerber, mehr Unternehmen und höhere Fördersummen verzeichnen. Die Abstimmung läuft auch schon auf Hochtouren: In den ersten zehn Tagen seien bereits 20 000 Stimmen abgegeben worden. Um am Ende seinen Traum zu verwirklichen, müsse man voraussichtlich etwa 600 Unterstützer finden, vermutet Junge.

Aline Ueble hatte selbst nie damit gerechnet, das Geld zu bekommen. Im Jahr 2010 bewarb sich die Ingelheimer BWL-Studentin bei Absolventa um eine Finanzspritze für ihr Auslandssemester auf Hawaii. Alle zwei Tage putzte sie mehrere Stunden lang in ihrem Hostel auf der Trauminsel – als Gegenleistung durfte sie dort wohnen. Derweil rührten ihre Geschwister daheim in Deutschland ordentlich die Werbetrommel. Ihr selbst, erinnert sich Ueble, war ihr Bewerbungsvideo eigentlich eher peinlich. „Das war alles andere als perfekt“, lacht sie. Trotzdem fanden sich viele Unterstützer – und am Ende gehörte sie zu den glücklichen Gewinnern. Ihren Putzjob behielt sie dennoch: „Hawaii ist sehr teuer, da geht man ganz anders mit dem Geld um.“ Das und viele wertvolle Erkenntnisse sammelte Ueble in den USA. Ihr hat der Auslandsaufenthalt für ihre Karriere sehr geholfen – zurzeit warten hunderte Studierende auf ihre Chance. hen

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