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Stau

© ddp

Straßenverkehr: Busspur für alle

Funksignale sollen Autos durch die Stadt lotsen. 64 Forschungsinstitute und Firmen aus ganz Europa sind an dem Projekt beteiligt.

Am Rand des Bildschirms in dem Kleinbus blinkt ein blauer Punkt – mehr ist noch nicht zu sehen von einem Kommunikationssystem, das den Straßenverkehr revolutionieren soll. Am gestrigen Donnerstag wurde es in Berlin-Adlershof erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Nach der Vorstellung der Entwickler wird es künftig den Autofahrern eine Fülle von Informationen bieten: über Staus in der Innenstadt und individuell berechnete Alternativrouten, Tankstellen mit günstigen Spritpreisen oder freie Parkplätze.

Doch dafür muss es gelingen, eine Verbindung zwischen den Autos und dem Datenzentrum herzustellen. Auf der Versuchsstrecke am Ernst-Ruska-Ufer funktioniert der Funkkontakt bereits, das zeigt der blaue Punkt auf dem Bildschirm des Testwagens. Das Besondere: Der Informationsaustausch kann via Infrarot-, Mikrowellen- oder UMTS-Signal erfolgen, das System sucht automatisch das stärkste heraus. Entwickelt wurde es im Projekt CVIS (Cooperative Vehicle Infrastructure Systems). 64 Forschungsinstitute und Firmen aus ganz Europa sind daran beteiligt.

Das Zusammenspiel zwischen Funkantennen entlang der Straße und Empfängern in einzelnen Fahrzeugen biete viele Möglichkeiten, sagte Paul Kompfner, Projektmanager bei CVIS. „Wenn ein Auto einen Unfall oder eine Panne hat, werden die Fahrer in der Nähe automatisch gewarnt.“ Und zwar nur diejenigen, die auf die Gefahrenstelle zufahren, die anderen werden mit der für sie überflüssigen Information nicht behelligt. Denkbar sei auch, Busspuren effektiver zu nutzen, indem man sie minutenweise für Pkw freigibt. Sobald sich ein Bus nähert, bekommen die betreffenden Autos ein Signal, dass sie die Spur räumen müssen. Auch in diesem Fall würden dank metergenauer Navigation ausschließlich die Fahrer informiert, die dem Bus im Weg sind.

Die Autos sollen aber nicht nur Informationen erhalten, sondern auch selbst an die Zentrale melden: etwa überfrierende Nässe, die Temperaturfühler und ABS-Sensoren messen, oder stockenden Verkehr, der sich an der Durchschnitts geschwindigkeit ablesen lässt.

Bis solche Ideen Wirklichkeit werden, wird es noch einige Jahre dauern. Dazu muss einerseits die Infrastruktur – etwa Antennen – aufgebaut werden und andererseits müssen die Autohersteller das System in ihre Wagen einbauen. „Das ist sehr teuer und keiner will der Erste sein“, sagt Kompfner. Rund zehn Jahre müsse man der Technik noch Zeit geben, sagen die CVIS-Entwickler. 

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