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Studentenproteste: Lange Wunschliste

Die Humboldt-Universität diskutiert die Forderungen des Bildungsstreiks. Ein Professor fordert die Studierenden auf, endlich die Besetzung des Audimax zu beenden - ansonsten drohen Probleme in der Klausurenzeit.

Wie in einer Massenvorlesung ging am es am Dienstag um acht Uhr morgens im Akademischen Senat (AS) der Humboldt-Universität zu. Restlos überfüllt war der Senatssaal. Gut 80 Studierende waren gekommen, um mit den Mitgliedern des Gremiums über die Studienbedingungen und die Forderungen aus dem Bildungsstreik zu diskutieren. Mehrere Studenten mussten auf dem Boden sitzen, andere standen. Einer der Besetzer, die seit Monaten im Audimax der HU übernachten, kam im Bademantel.

Für die Sitzung hatten die Studierenden einen so langen Forderungskatalog ausgearbeitet, dass das Gremium sich zunächst nur mit der Hälfte der Punkte befassen konnte. So beschloss der AS, sich dafür einzusetzen, dass Studierende leichter als bisher ein uniübergreifendes Studium absolvieren können. Dass sich Studierende für ihr Haupt- und ihr Nebenfach an verschiedenen Berliner Unis einschreiben können, müsse „zum Regelfall“ werden, rief eine Studentin. HU-Vizepräsident Uwe Jens Nagel sagte, vor allem die FU würde sich bisher sperren.

Der AS beschloss mit großer Mehrheit, Migranten stärker zu fördern. Künftig sollen migrantische Bewerber auf eine Stelle bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden. Die HU will einen Katalog von „Nachteilsausgleichen“ für Studenten mit Migrationshintergrund aufstellen. Eine Studentin regte an, bei Migranten sollten Rechtschreibfehler in Klausuren zu einem geringeren Punktabzug führen. Ein anderer Vorschlag lautete, Abiturienten mit Migrationshintergrund einen Bonus beim NC zu gewähren – eine Idee, die Steffan Baron von der Studienabteilung allerdings für rechtlich kaum umsetzbar hält.

Unter dem Applaus des Publikums forderte eine Studentin den AS auf, sich bei den Politikern für einen achtsemestrigen Bachelor als Regelfall zu engagieren. HU-Präsident Christoph Markschies sagte, die von der KMK geschaffene Möglichkeit, achtsemestrige Bachelor aufzulegen sei „ein Segen“. Warum die HU seit Jahren trotzdem überwiegend sechssemestrige Bachelorprogramme auflegt, wurde nicht diskutiert.

Auf die Forderung einer Studentin, die künftige Stellenverteilung der HU zu gestalten und einen neuen Strukturplan zu entwerfen, sagte Markschies, das mache keinen Sinn. Die Unis wüssten immer noch nicht, wie das vom Senat geplante Preismodell ausgestaltet sei.

Der Historiker Johannes Helmrath forderte die Studierendenvertreter auf, ihre Kommilitonen dazu zu bringen, die Besetzung des Audimax zu beenden: „Die politischen Ziele sind längst erfüllt, die Besetzung ist sinnlos.“ Es könnten Probleme entstehen, wenn der Raum in den letzten zwei Wochen des Semesters nicht für Klausuren zur Verfügung stünde.

Der Senat beschloss, die Humboldt Graduate School für Doktoranden um fünf Jahre zu verlängern. Im Oktober hatte sich das Gremien geweigert, die School unbefristet zu verlängern. Die Unileitung habe keinen klaren Finanzplan vorgelegt.

Am 9. Februar sollen die noch nicht beschlossenen Punkte des studentischen Forderungskatalogs im AS behandelt werden. Am Donnerstag wird sich eine Vollversammlung der Studierenden mit den Ergebnissen der AS-Sitzung auseinandersetzen (16 Uhr, Audimax). tiw/akü

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