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Eine ältere Frau liest einem Kleinkind aus einem Buch vor.

© dpa-tmn

Studie der Stiftung Lesen: Vorlesen macht Kinder sozialer

Geborgenheit und Rollenvorbilder: Mütter, die häufig vorlesen, schätzen ihre Kinder als besonders selbstbewusst und sozial im Umgang mit anderen ein.

Sie wollen, dass Ihr Kind fröhlich und selbstbewusst ist, gerne mit anderen teilt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn entfaltet? Dann lesen Sie ihm regelmäßig vor! Dieses Rezept leitet die Stiftung Lesen aus einer Studie zur sozialen Bedeutung des Vorlesens ab, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Befragt wurden 524 Kinder im Alter von acht bis 12 Jahren sowie ihre Mütter.

Vorlese-Kinder ergreifen eher für andere Partei

Gut 90 Prozent der Mütter, die mindestens einmal am Tag vorlesen, beschreiben ihr Kind als fröhlich, 75 Prozent als selbstbewusst. Die Quote sinkt bei Kindern, denen mindestens einmal in der Woche vorgelesen wird, auf 84 beziehungsweise 65 Prozent. Lesen sie selten oder nie vor, erleben die Mütter ihr Kind zu nur 59 Prozent als fröhlich und zu 44 Prozent als selbstbewusst. Ähnliche Effekte gelten auch für den „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“, den 85 Prozent der täglich vorlesenden Mütter ihrem Kind attestieren. Ebenso viele beobachten, dass ihr Kind Partei für andere ergreift.

Was ist es, das beim Vorlesen so segensreich auf die Kinder wirkt? „Durch die Inhalte der Geschichten üben Kinder Rollen ein, sie lernen, sich in andere Rollen hineinzudenken“, sagte Studienleiterin Simone Ehmig am Montag in Berlin. Darüber hinaus gehe es „um die Art und Weise der Vorlesesituation“.

Die Geborgenheit beim Vorlesen nutzen

Eltern nutzten das enge Beisammensein gerne, um mit ihrem Kind auch über seinen Alltag zu sprechen, über seine Ängste und Sorgen. Solche Themen werden auch von der Kinder- und Jugendliteratur transportiert. Die Vorlesestudie des vergangenen Jahres hatte ergeben, dass Eltern bewusst zu solchen Büchern greifen, um gezielt Probleme ansprechen zu können.

61 Prozent sagen: "Mein Kind teilt gerne Süßes"

Einer Mehrheit der häufig vorlesenden Mütter erscheinen ihre Kinder als wahre Engel. „Mein Kind teilt gern Süßigkeiten oder Spielsachen mit anderen Kindern“, sagen 61 Prozent. Unter den Kindern, denen nur selten vorgelesen wird, sind es lediglich 18 Prozent. Ähnlich ist das Verhältnis bei der Frage, ob das eigene Kinder auf das Wohlergehen anderer achtet oder etwa neue Mitschüler ins Spiel einbezieht.

Sie können Geheimnisse für sich behalten

„Vorlesen leistet einen wichtigen Beitrag zur emotionalen Stärke und zur sozialen Kompetenz“, heißt es in der Studie. So nehmen sich 90 Prozent der Kinder, denen täglich vorgelesen wird, als Vertrauenspersonen ihrer Mitschüler wahr. Sie könnten Geheimnisse für sich behalten, seien für andere da, wenn es ihnen nicht gut geht.

Positive Wirkung unabhängig vom Bildungshintergrund

Studienleiterin Ehmig betont, dass das Vorlesen seine positiven sozialen Wirkungen unabhängig vom Bildungshintergrund der Familien entfalte. Das gelte auch für die schulischen Leistungen und das Wohlbefinden in der Schule, nach denen Mütter und Kinder ebenfalls befragt wurden. „Sehr gern in der Schule“ sind 83 Prozent der Kinder, denen häufig vorgelesen wird, bei den anderen sind es 67 beziehungsweise 43 Prozent. Gute Leistungen bescheinigten 84 Prozent der starken Vorlesemütter ihren Kindern, bei den schwächeren sind es nur 63 beziehungsweise 32 Prozent. Diese Aussagen konnten den tatsächlichen Schulnoten standhalten, sagt Ehmig.

Um Rollenvorbilder geht es auch beim bundesweiten Vorlesetag am 20. November, den die Stiftung Lesen gemeinsam mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutschen Bahn Stiftung ausrichtet. Bis zu 100 000 Menschen, darunter auch viele Prominente, engagieren sich an diesem Tag in unzähligen Kitas, Schulen und anderswo, um Kindern vorzulesen – und um deren Eltern zum verstärkten Vorlesen anzuregen. Denn insgesamt liest hierzulande nur ein Drittel der Mütter und Väter ihren Kindern täglich vor.

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