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Mathematik

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Studie: Mädchen können Mathe wie Jungen

US-Forscher finden unter sieben Millionen Schülern keine Unterschiede. Dennoch scheint es in der westlichen Welt noch immer das Vorurteil zu geben, dass Frauen ein Problem mit Zahlen haben.

Mädchen sind in Mathe genauso begabt wie Jungen. In einer groß angelegten Studie untersuchten die Psychologin Janet Hyde von der Universität von Wisconsin in Madison und ihr Team die mathematischen Fähigkeiten von Jungen und Mädchen in zehn US-Staaten. Dazu analysierten sie die Ergebnisse von Mathematikprüfungen von mehr als sieben Millionen Schülern aus den Klassenstufen zwei bis elf. „Wir konnten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede feststellen“, schreibt Hyde im Wissenschaftsmagazin „Science“ (Band 321, Seite 494).

Über alle Studienteilnehmer gemittelt waren die Mädchen sogar minimal besser als die Jungen. Der Unterschied sei aber so gering, dass er praktisch null sei, berichten die Forscher. In einigen US-Staaten, etwa New Jersey, hatten die Jungen geringfügig bessere Matheergebnisse erzielt, doch dafür hatten beispielsweise in Kalifornien die Mädchen die Nase vorn gehabt. Auch innerhalb ethnischer Gruppen wie Asiaten oder Hispanos habe es keine signifikanten Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Schülern gegeben.

Dennoch scheint es in der westlichen Welt noch immer das Vorurteil zu geben, dass Frauen ein Problem mit Zahlen haben. Dieses Klischee ist allerdings eher bei Mädchen verbreitet als bei Jungen, wie Petra Jelenec von der Universität Jena festgestellt hat. Mit einem Computertest ermittelte die Psychologin, wie sehr insgesamt 535 Schüler das Fach Mathematik mit Jungen und Deutsch mit Mädchen verbinden.

Jelenec war verblüfft: „Mädchen assoziieren beide Geschlechter sehr stark mit den jeweiligen Fächern, bei Jungen hingegen ist diese Verknüpfung nicht nachweisbar.“ Sie vermutet, dass sich Jungen beide Fächer zutrauen und deshalb keines ausschließlich ihren Mitschülerinnen zuschrieben. Die Mädchen sahen Mathematik zwar nicht als explizites Jungenfach, assoziierten Deutsch aber sehr stark mit ihrem eigenen Geschlecht, berichtet Jelenec. Sie vermutet, dass diese Einstellung im Laufe der Zeit unbewusst von Eltern, Lehrern und Schulkameraden übernommen wurde. „Wenn Mädchen immer wieder an das Klischee erinnert werden, kann es sie durchaus beeinträchtigen und zu schlechteren Ergebnissen führen“, sagt Jelenec. Das hätten sowohl eigene Studien als auch die anderer Forscher gezeigt.

Die gewissermaßen erlernte Vorstellung von Mädchen, sie hätten keine Ahnung von Mathe, könnte ein Grund für das schlechtere Abschneiden beim Pisa-Test sein, der in der neunten Klassenstufe gemacht wird. Paola Sapienza und ihr Team von der Kellogg School of Management in Chicago analysierten Daten von mehr als 276 000 Schülern aus 40 Ländern, die am Pisa-Test im Jahr 2003 teilgenommen hatten. Wie sie kürzlich in „Science“ berichteten, schnitten Jungen bei den Matheaufgaben deutlich besser ab als Mädchen (Band 320, Seite 1164). In Ländern, in denen Gleichberechtigung gesellschaftlich etabliert ist, fanden die Forscher allerdings keine Unterschiede vor. In wenigen Staaten – etwa Norwegen und Schweden – erzielten die Schülerinnen sogar bessere Ergebnisse als ihre Mitschüler.

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