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Studienförderung: Nur für 0,2 Prozent gibt es das "Deutschlandstipendium"

Die aktuellen Zahlen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, statt 10 000 erhalten derzeit nur 5400 Studierende das "Deutschlandstipendium". Der Bund sieht die Kritik am Programm aber als widerlegt an.

Der große Ruck ist ausgeblieben. 5400 Studierende erhielten nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2011 ein „Deutschlandstipendium“. Das sind weniger als 0,25 Prozent aller Studierenden. Damit bleibt die Beihilfe von 300 Euro monatlich, um die sich besonders leistungsfähige Studierende bewerben können, weit hinter den Erwartungen und auch hinter den Ankündigungen von Initiatorin Annette Schavan (CDU) zurück.

Die Bundesbildungsministerin hatte zunächst verkündet, in dieser Legislaturperiode sollten 160 000 beziehungsweise acht Prozent aller Studenten gefördert werden – mit je 150 Euro von privaten Geldgebern und aus Bundesmitteln. Im September 2010 korrigierte Schavan dann das Ziel radikal nach unten, nun strebte sie 0,45 Prozent (knapp 10 000) bis 2011 an. Gestartet ist das Programm Anfang 2011 mit 1000 Stipendienzusagen. Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Schavan nur die Hälfte der für 2011 eingeplanten 14 Millionen Euro aus ihrem Haushalt ausgeben konnte, die andere Hälfe verfällt. Die vor einem halben Jahr ermittelte Zahl von 5244 Stipendien wird jetzt durch die offizielle Statistik weitgehend bestätigt.

Bildungsstaatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen sieht Deutschland gleichwohl „am Beginn einer neuen Stipendienkultur“. Doch noch mehr Hochschulen und potenzielle Förderer müssten „die Chancen des Deutschlandstipendiums erkennen“. Kritik an dem Programm weist Quennet-Thielen zurück. So würden keineswegs „nur Studierende aus bessergestellten Elternhäusern gefördert“. Tatsächlich beziehen 23,7 Prozent der Stipendiaten gleichzeitig Bafög; unter den Studierenden insgesamt sind es 17 Prozent. Widerlegt sieht die Staatssekretärin auch die These, die Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften würden „durch die Mittelgeber über Gebühr bevorzugt“. Doch der Statistik zufolge sind diese Fächer deutlich überrepräsentiert. Mit 27 Prozent der Stipendiaten dominieren die Ingenieurwissenschaften, gefolgt von den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit 25 Prozent sowie Mathematik/Naturwissenschaften mit 23 Prozent. Aus den Sprach- und Kulturwissenschaften kommen nur 12 Prozent – eine Zahl, die Quennet-Thielen unterschlägt. Ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis, 47 Prozent der Geförderten sind Frauen.

Die regionale Verteilung ist dagegen ungleich. Die meisten Stipendiaten hat Nordrhein-Westfalen (1430), gefolgt von Bayern (867) und Baden-Württemberg (730). Berlin liegt mit 178 im unteren Mittelfeld, von den ostdeutschen Ländern ist Sachsen mit 297 am erfolgreichsten. Schlusslicht ist Hamburg mit 27 Stipendiaten, dort haben sich die staatlichen Universitäten bislang der Einwerbung von Stipendien verweigert. Damit haben die meisten Länder die Quote der vom Bund zur Gegenfinanzierung vorgesehen Stipendien weit unterschritten.

Der hochschulpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Kai Gehring, kritisiert, Schavan binde mit ihrem „Mini-Programm“ knappe Steuermittel, „die für einen solidarischen Bafög-Ausbau fehlen“.

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